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NEWS ÜBERSICHT

USA: Russland-Sanktionen bleiben vorerst in Kraft

19. Feb. 2025

Der amerikanische Außenminister Marco Rubio hat die Bedenken der europäischen Verbündeten zerstreut und beteuert, dass die USA die Sanktionen gegen Russland zunächst nicht aufheben werde.
Dies versicherte er offenbar in einem Telefonat am Dienstag gegenüber europäischen Amtskollegen, wie es aus Insiderkreisen hieß.

Nach seinem Gespräch mit dem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow sagte Rubio, dass die Sanktionen so lange in Kraft blieben, bis eine Einigung zur Beendigung des Ukraine-Konflikts erzielt werde. Das gestrige Gespräch in Riad hatte ohne die Beteiligung der Ukraine und der EU stattgefunden und damit zu Befürchtungen geführt, dass die USA mit Putin einen Deal aushandeln könnte, der die Sicherheit der Ukraine und Europas gefährdet.

Zur Wochenmitte setzen die Notierungen an ICE und NYMEX ihren Preisanstieg fort, da die Unterbrechung der kasachischen Ölströme weiterhin leicht stützend wirkt. Darüber hinaus haben die gestrigen Gespräche zwischen Russland und den USA keine neuen Erkenntnisse gebracht, wobei Donald Trump am Dienstag erneut betonte, Verhandlungen mit Wladimir Putin führen zu wollen.

Obwohl die amerikanischen Sanktionen gegen Russland, von denen auch der Ölsektor massiv betroffen ist, zunächst in Kraft bleiben sollen, fragt man sich am Markt doch, ob eine Aufhebung der Sanktionen nicht ein nächster taktischer Schritt Washingtons sein könnte um einen möglichen Deal mit Moskau auszuhandeln – zumal der Tonfall zwischen den USA und der EU immer kühler wird und sich die Allianzen zu verschieben scheinen.

Bei Goldman Sachs sieht man einem solchen Szenario –aus Ölmarktsicht – gelassen entgegen. Die Großbank geht nicht davon aus, dass eine Lockerung der Sanktionen die russischen Öl-ströme wesentlich erhöhen wird. „Wir glauben, dass die russische Rohölproduktion eher durch das OPEC+ Produktionsziel von 9 Mio. B/T eingeschränkt wird, als durch die aktuellen Sanktionen, die zwar den Bestimmungsort, nicht aber das Volumen der Ölexporte beeinflussen“, so die Goldmänner.

Akutere Angebotssorgen macht man sich aktuell auch wieder in den USA, denn hier droht eine erneute Kältewelle. Betroffen diesmal unter anderem North Dakota an der Grenze zu Kanada, wo die North Dakota Pipeline Authority schätzt, dass die Produktion im drittgrößten Förderstaat des Landes um bis zu 150.000 B/T sinken könnte. Schon im Januar war zwischenzeitlich bis zu 12 Prozent der täglichen Förderung im Bundesstaat durch extrem niedrige Temperaturen ausgefallen.

Tony Sycamore von der IG sieht in der US-Kältewelle einen Grund für die aktuelle Kursbewegung. „Die psychologisch wichtige 70-Dollar-Marke (bei WTI) scheint sich zu halten, unterstützt durch den ukrainischen Drohnenangriff auf die russische Ölpumpstation und die Befürchtung, dass das kalte Wetter in den USA das Angebot einschränken könnte“, so der Analyst, der anfügt: „Darüber hinaus gibt es Spekulationen, dass die OPEC+ beschließen könnte, ihre für April geplante Angebotssteigerung zu verschieben“.

„Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Verschiebung der OPEC+ Fördermengenerhöhung könnte ein Grund für die Preisstützung sein“, glaubt auch Vishnu Varathan von der Mizuho Bank. „Das Gesamtbild für die Preise wird jedoch davon abhängen, ob die Nicht-OPEC-Länder ihre Produktion hochfahren und schließlich Druck auf die OPEC+ ausüben, die Förderung schrittweise wieder aufzunehmen“, so der Experte.

Kurzfristig warten die Anleger heute erst einmal auf die API-Bestandsdaten, die wegen des Feiertages am Montag einen Tag später als üblich erscheinen. Auch die DOE-Daten werden deshalb erst morgen um 18:00 Uhr veröffentlicht. Heute Abend erscheint zudem das FOMC-Sitzungsprotokoll der letzten Fed-Zinssitzung, dass weiterführende Erkenntnisse zur geplanten Marschrichtung der US-Notenbank liefern könnte.

Irak bestätigt schnelle Wiederaufnahme der kurdischen Ölexporte

18. Feb. 2025

Erst gestern hatte der Präsident der kurdischen Nationalregierung eine baldige Wiederaufnahme der Ölexporte aus der halbautonomen Region im Irak in Aussicht gestellt. Nur kurz darauf kam auch die Bestätigung aus Bagdad. Nach Angaben des irakischen Ölministers Hayyan Abdul Ghani könnten diese schon in den nächsten Tagen wieder aufgenommen werden.

„So Gott will, wird der Export innerhalb einer Woche wieder aufgenommen“, wurde Ghani von Journalisten zitiert. Er rekurrierte damit auf die Wiederinbetriebnahme einer Pipelineverbindung zwischen der Türkei und Kurdistan, die im März 2023 wegen verschiedener Unstimmigkeiten zwischen den betroffenen Regionen unterbrochen worden war. Zum Schluss war ein Restart der Exporte vor allem an widersprüchlichen Positionen zwischen Kurdistan und dem Irak gescheitert.

Die Notierungen an ICE und NYMEX legen am Dienstag leicht zu, machdem ein Drohnenangriff auf eine Pumpstation in Russland den Durchfluss der kasachischen Ölexporte durch die CPC-Pipeline unterbrochen hat (17.02.2025 Kasachische Ölexporte nach Drohnenangriff unterbrochen). Gleichzeitig werden die Gewinne aber durch die Aussicht auf einen baldigen Anstieg des kurdisch-irakischen Ölangebotes begrenzt.

„Das vorherrschende Thema, das die Ölpreise in letzter Zeit antreibt, sind die Angebotserwartungen. Angesichts der Preisschwäche in den letzten Wochen hat die Nachricht von einem Drohnenangriff auf die kasachische Exportpipeline in Russland als Katalysator dafür gesorgt, dass sich die bärische Stimmung etwas gelegt hat“, erklärt IG-Marktstratege Yeap Jun Rong die Lage.

Mit einer neuen Preisrallye rechnet er allerdings nicht, zumal die Produktion am wichtigsten kasachischen Ölfeld Tengiz normal weiter läuft und auch die Verladepläne für kasachisches Öl am Zielhafen in Noworossijsk mussten bisher nicht angepasst werden. Yeap verweist zudem auf die den möglichen Angebotszuwachs aus den Reihen der OPEC+, zu dem neben den Mengen aus Kurdistan auch eine mögliche Wiederbelebung der russischen Exporte kommen sollte, falls die von Donald Trump angeleierten Friedensverhandlungen Früchte tragen werden.

Heute treffen sich dafür erstmals seit Jahren wieder hohe Staatsvertreter aus den USA und Russland. In Riad empfängt der Kronprinz Mohammed Bin Salman die beiden Außenminister Marco Rubio und Sergej Lawrow. Nicht mit am Tisch: Die EU und die Ukraine selbst, auch wenn diese – zumindest nach russischen Beteuerungen – an tatsächlichen Friedensgesprächen beteiligt werden soll. Wann genau diese stattfinden sollen, ist noch unklar, ein Treffen zwischen Putin und Trump ist allerdings in Planung.

Am Ölmarkt beobachtet man die Entwicklungen genau, auch wenn klar sein dürfte, dass der Weg zu einem echten Waffenstillstand noch sehr weit sein dürfte. Allein die Brüskierung der EU und der Ukraine, die bei der Annäherung zwischen USA und Russland komplett ignoriert wurden, zeigt, dass sich der Tonfall geändert hat und sich die weltpolitischen Allianzen weiter verschieben.

„Auf dem Rohölmarkt scheint es viel Grund zur Sorge zu geben, wobei der wichtigste Faktor derzeit das Ergebnis der Verhandlungen mit der Ukraine ist. Russisches Öl könnte teilweise auf den freien Markt zurückkehren, wobei der Ausgang der Verhandlungen natürlich völlig offen ist“, fasst Neil Crosby, Analyst bei Sparta Commodities, die Situation für den Ölmarkt zusammen.

US-Finanzminister: Irans Ölexporte sollen auf 100.000 B/T sinken

17. Feb. 2025

Die Sanktionen, die die US-Regierung in der ersten Amtszeit Donald Trumps als Präsident gegen den Iran verhängt hatte, ließen die Rohölexporte Irans zeitweise auf gerade einmal 100.000 B/T sinken. Und auch in seiner zweiten Amtszeit will Trump die Ölausfuhren und damit die Einnahmen der Islamischen Republik durch eine Politik des "maximalen Drucks" so stark wie möglich einschränken (05.02.2025 Trump zieht Zügel beim Iran wieder an), wie der US-Finanzminister nun erneut bestätigte.

"Wir sind entschlossen, die Iraner dazu zu bringen, zu den 100.000 Barrel pro Tag an Ölexporten zurückzukehren, die während Trumps erster Amtszeit geliefert wurden", sagte US-Finanzminister Scott Bessent diesbezüglich am Freitag in einem Interview mit dem Sender Fox Business. Laut dem aktuellen OPEC-Monatsbericht förderte der Iran im Januar durchschnittlich rund 3,3 Mio. B/T an Rohöl (Daten basierend auf Informationen und Schätzungen von Sekundärquellen) und ist damit nach Saudi-Arabien und dem Irak immer noch der drittgrößte Rohölproduzent der OPEC.

Während der Preis des Rohölkontrakts Brent am Freitag auf Wochensicht erstmals seit Mitte Januar wieder einen geringfügigen Anstieg verbuchte, sank der Preis des US-Rohölkontrakts WTI die vierte Wochen infolge. Im Vergleich zu den Verlusten der vorangegangenen drei Wochen fiel der Preisrückgang bei WTI vergangene Woche allerdings sehr gering aus und letztendlich konnte sich der US-Rohölkontrakt auch oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 70 Dollar pro Barrel halten.

Einen Rutsch unter diese Marke dürften unter anderem die Aussichten auf schärfere US-Sanktionen gegen den Iran verhindert haben. Diese sollen die Ölexporte des OPEC-Mitglieds, wenn nicht auf null, so laut US-Finanzminister Scott Bessent doch zumindest wieder auf 100.000 B/T senken - ein Niveau das sie zeitweise bereits unter der Regierung Trump 1.0 verzeichnet hatten.

Eine Verschärfung der US-Sanktionen gegen Russlands Energiesektor wäre für Bessent auch kein Problem, sollte dies von Trump angeordnet werden. Allerdings liegt das Hauptaugenmerk der Trader, was das russische Ölangebot angeht, eher auf den von Trump vergangene Woche angekündigten Gesprächen zwischen ihm und Russlands Präsident Wladimir Putin über ein Ende des Ukraine-Kriegs. Diese könnten bereits im Verlauf der Woche in Saudi-Arabien aufgenommen werden, wobei noch nicht geklärt ist, ob die Ukraine selbst und die EU bei den Gesprächen ebenfalls mit am Tisch sitzen dürfen.

Ein Ende des Kriegs in der Ukraine würde auch bedeuten, dass ein Großteil der Sanktionen gegen Russland wegfallen würde. In der Folge könnte auch das Ölangebot des Landes wieder zulegen. "Die Märkte sind aufgrund der Aussicht auf einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine und einer möglichen Lockerung der Sanktionen gegen Moskau auf Talfahrt", meint auch Hiroyuki Kikukawa, Präsident von NS Trading. Dabei waren sich die Experten zuletzt uneins darüber, wie stark die Maßnahmen das russische Ölangebot bislang überhaupt beeinträchtigt haben.

Kikukawa, der davon ausgeht, dass die US-Rohölsorte WTI wohl eine Weile zu einem Preis zwischen 66 und 76 Dollar gehandelt werden dürfte, da Preise unterhalb dieser Spanne die US-Ölproduktion beeinträchtigen könnten, verweist zudem auf die Wirkung der Handelspolitik der Trump-Regierung. "Sorgen über eine wirtschaftliche Verlangsamung aufgrund von Zollkriegen, die durch Trumps Maßnahmen ausgelöst werden, belasten die Preise ebenfalls", so der Ökonom.

Die Politik der Trump-Regierung wird auch die US-Notenbank weiter im Auge behalten, die im Hinblick auf den Ausblick für Zinssenkungen im laufenden Jahr dementsprechend bislang erst einmal zurückhaltend bleibt. Bei der letzten geldpolitischen Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) wurden die Zinsen erneut nicht weiter gesenkt. Das Protokoll zur Sitzung wird am Mittwochabend veröffentlicht und könnte den Marktteilnehmern neue Einblicke darüber geben, wie viel Zeit sich die Notenbankerinnen und Notenbanker der USA mit der nächsten Zinssenkung noch lassen wollen. Höhere Zinsen werden im Allgemeinen als Bremse für die Konjunktur und die Ölnachfrage betrachtet.

Zoll-Lawine Trumps nimmt weiter zu

14. Feb. 2025

Wie angekündigt, brachte Donald Trump am gestrigen Donnerstag weitere Zölle auf den Weg. Der US Präsident unterzeichnete eine Anordnung für Zölle auf Waren aus Ländern, die ihrerseits Zölle auf US Importe erheben. Mit diesen Gegenzöllen will Trump die Wettbewerbsbedingungen zwischen US Herstellern und Mitbewerbern aus an-deren Ländern wieder ins Lot bringen, da diese seiner Ansicht nach unfair seien. Die wechselseitigen Zölle seien fair für alle. Kein anderes Land kann sich beschweren, so Trump, als er die Anordnung unterzeichnete.

Wann genau die Zölle jeweils eingeführt werden und ob überhaupt, wird wohl vor allem von der Reaktion der je-weiligen US-Handelspartner abhängen. Nach Angaben des Kandidaten für den Posten des Handelsministers, Ho-ward Lutnick, hat Trump die zuständigen Behörden dazu aufgefordert, bis zum 1. April zu prüfen, für welche Länder in welchem Umfang Gegenzölle eingeführt werden sollten. Allerdings sollen die jeweiligen Länder die Zölle umge-hen können, sofern sie sich verhandlungsbereit zeigten, jedoch sei auch eine Einführung der Gegenzölle vor dem 1. April möglich. Davon abgesehen will Trump auch anderen Faktoren, die den US Handel beschränken, noch ange-hen, wie beispielsweise unfaire Subventionen, Steuern für amerikanische Unternehmen oder Handelsvorschriften.

Nachdem die Ankündigung von Gesprächen zwischen US Präsident Trump und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin am Donnerstagmorgen noch für einen heftigen Preisrutsch an ICE und NYMEX gesorgt hatte, konn-ten Brent und WTI ihre anfänglichen Verluste im Tagesverlauf größtenteils wieder einholen. Die US-Rohölsorte blieb damit oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 70 Dollar pro Barrel. Auf Wochensicht könnten die Rohölpreise nach drei Wochen mit Verlusten sogar wieder einen Anstieg verzeichnen.

Zum Ende der Woche sorgten überraschenderweise gerade Meldungen zum Thema US Zölle für leichten Auftrieb, da bei den am gestrigen Donnerstag von Präsident Trump angekündigten und auch gleich in die Wege geleiteten wechselseitigen Zölle auf Güter von zahlreichen Handelspartnern der USA noch Verhandlungsspielräume bestehen. Eine positive Entwicklung an der Handelsfront angesichts der Verzögerungen bei den US Zöllen ebnet heute Mor-gen den Weg für eine gewisse Erholung der Ölpreise, da sich das Risikoumfeld angesichts der Aussicht auf einen weiteren Handelskonsens erwärmt, kommentiert Analyst Yeap Jun Rong von IG die Tatsache, dass die wechselsei-tigen Zölle wohl nicht vor Anfang April einführen wird und die jeweiligen Handelspartner diese bei entsprechendem Entgegenkommen auch noch umgehen können.

Die Marktteilnehmer werden sich nun sowohl im Hinblick auf die Gegenzölle der USA, als auch hinsichtlich der ges-tern von Trump in Aussicht gestellten Gespräche über ein Ende des Ukraine Kriegs noch gedulden müssen, bevor wirklich abzuschätzen ist, wie sich die beiden Faktoren auf Nachfrage und Angebot auswirken werden. Die drei wichtigsten Institutionen am Ölmarkt EIA, OPEC und IEA - sind sich hinsichtlich des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage im laufenden Jahr auch nicht ganz einig, wie die jüngsten Monatsberichte gezeigt haben. Während EIA und IEA bei ihren Schätzungen zur Versorgungslage mittlerweile fast gleichauf liegen und für 2025 ein Überangebot von etwa 0,42 bzw. 0,45 Mio. B/T prognostizieren, müsste die OPEC mit ihren Partnern die Fördermengen im lau-fenden Jahr noch deutlich steigern um bei ihren eigenen Prognosen zur weltweiten Nachfrage und der Produktion der nicht-OPEC+-Länder ein Angebotsdefizit zu vermeiden.

Trump und Putin wollen über Ende des Ukraine-Kriegs reden

13. Feb. 2025

US-Präsident Donald Trump und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin wollen sich nach Angaben Trumps "in nicht allzu ferner Zukunft" treffen, um über ein Ende des Ukraine-Kriegs zu sprechen. "Das erste Mal werden wir uns in Saudi-Arabien treffen, wir werden sehen, ob wir etwas zustande bringen", so Trump am gestrigen Mittwoch im Weißen Haus. Nach seinem Telefonat mit Putin habe er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selensky - ebenfalls telefonisch - darüber in Kenntnis gesetzt.

Für ein Friedensabkommen dürfte die Ukraine wohl den Wunsch aufgeben müssen, der NATO beizutreten, und auch einige Gebiete an Russland abtreten müssen. Bei einem Treffen der Verteidigungsminister der Organisation in Brüssel sagte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth gegenüber seinen Amtskollegen am gestrigen Mittwoch: "Wir [die USA] wollen, wie Sie, eine souveräne und wohlhabende Ukraine. Aber wir müssen zunächst anerkennen, dass die Rückkehr zu den Grenzen der Ukraine von vor 2014 ein unrealistisches Ziel ist". Im Jahr 2014 hatte Russland die Halbinsel Krim annektiert.

Die beiden Rohölkontrakte Brent und WTI waren zum Settlementzeitpunkt am gestrigen Mittwoch knapp 2 Dollar pro Barrel günstiger als beim Vortages-Settlement. Gleich mehrere bearishe Faktoren hatten die Preise an ICE und NYMEX belastet.

So hatte die EIA in ihrem Dienstag veröffentlichten Monatsbericht für 2025 und 2026 ein umfangreicheres Überangebot in Aussicht gestellt als noch in ihrem vorherigen Bericht und auch der signifikante Anstieg der US-Rohölvorräte, den das API in seinen Bestandsschätzungen für die vergangene Woche gemeldet hatte, belastete die beiden Rohölkontrakte. Der eher bullishe Monatsbericht, den die OPEC am frühen Nachmittag herausgab, konnte den Preisrückgang an ICE und NYMEX nur kurzzeitig bremsen, ohnehin ist die Organisation dafür bekannt, dass sie in Sachen Nachfrageprognosen meist optimistischer ist als die EIA oder die IEA.

Darüber hinaus erhielt die Hoffnung, dass die Fed die nächste Zinssenkung doch eher früher als später durchführen könnte, am Mittwochnachmittag mit den höher als erwarteten US-Verbraucherpreisindizes für Januar einen weiteren Dämpfer. Und auch wenn es beim Dollar gestern nach dem durch die Inflationsdaten verursachten Kursprung gegenüber dem Euro im Verlauf des Nachmittags noch zu Gewinnmitnahmen kam, blieb die Aussicht auf eine längere Zinspause der US-Notenbank ein Aspekt, der den Verkaufsdruck an den Ölbörsen aufrecht erhielt.

Am späten Nachmittag kamen noch die Aufbauten bei den landesweiten Rohölbeständen der USA hinzu, die das DOE für die vergangene Woche meldete. Zwar waren diese im Vergleich zu dem, was das API gemeldet hatte, wesentlich geringer, mit 4,1 Mio. Barrel war der Anstieg für sich betrachtet allerdings dennoch umfangreich und ließ, zusammen mit den Bestandsaufbauten bei den Destillaten und anderen Produktkategorien, auch die Gesamtölvorräte der USA in der Woche zum 7. Februar steigen.

Und auch US-Präsident Trump sorgte mit seinen Äußerungen zur Wochenmitte wieder einmal für sinkende Ölpreise. Einerseits, weil er die Sorgen der Marktteilnehmer über die Entwicklung der Konjunktur und der Ölnachfrage weiter befeuerte, indem er mit Vergeltungszöllen drohte, sollten die Handelspartner der USA mit Gegenmaßnahmen auf die Strafzölle der USA reagieren, andererseits indem er Gespräche mit Wladimir Putin über ein Ende des Ukraine-Kriegs ankündigte.

Da der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zahlreiche Sanktionen der USA und der EU nach sich zog, die das russische Ölangebot beeinträchtigten, wurde die Ankündigung über Friedensgespräche von den Marktteilnehmern mit Verkäufen quittiert. Schließlich dürften im Falle eines Friedensabkommens die meisten Beschränkungen für das russische Ölangebot wegfallen. Das Treffen zwischen Trump und Putin soll laut Trump "in nicht allzu ferner Zukunft" stattfinden. Wayne Gordon von der UBS Group AG ist diesbezüglich allerdings skeptisch. Er warnt daher: "Es ist noch sehr früh, um das alles einzupreisen".

API meldet erneut massive Aufbauten bei US-Rohölbeständen

12. Feb. 2025

Die landesweiten Rohölvorräte der USA legten in der Woche zum 7. Februar laut Daten des American Petroleum Institute (API) beträchtlich zu. Dagegen kam es bei den Beständen an Destillaten und Benzin zu Abbauten.

Mit Aufbauten im Umfang von 9,0 Mio. Barrel stiegen die landesweiten Rohölbestände der USA laut API fast viermal so stark wie von den Analysten erwartet. Die Rohölvorräte im US-Zentrallager in Cushing, Oklahoma, sollen derweil ebenfalls gestiegen sein. Mit einem Plus von 0,4 Mio. Barrel fiel der Anstieg hier jedoch eher gering aus, sodass die Bestände am Erfüllungsort für die physischen WTI-Kontrakte weiterhin nur knapp oberhalb von 20 Mio. Barrel lagen, einem Niveau auf dem ein Normalbetrieb des Lagers schwierig wird.

Nachdem die Rohölpreise an den Ölbörsen an den vergangenen drei Handelstagen zunahmen, starten sie zur Wochenmitte etwas schwächer. Vor allem Sorgen im Hinblick auf das Ölangebot hatten die Preise zuletzt vor dem Hintergrund der verschärften US-Sanktionen gegen Russland und Iran gestützt. Hinzu kamen die Langzeithochs bei den europäischen Gaspreisen, die auch die Ölfutures mit nach oben trieben, da die Industrie angesichts der hohen Gaspreise wieder verstärkt auf Öl als Energieträger zurückgreifen könnte.

Die Handelspolitik der Trump-Administration mit ihren Strafzöllen gegen gefühlt alles und jeden rückte dagegen zeitweise etwas in den Hintergrund. Vor allem mit Blick auf die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China warnt Analyst Joseph Dahrieh von Tickmill jedoch: "Sollte sich der Handelskonflikt verschärfen, könnte dies die Bedenken auf der Angebotsseite aufwiegen, was mittelfristig zu einem bearishen Ausblick für Rohöl führen würde".

Die EIA gab gestern in ihrem aktuellen Monatsbericht an, die letzten Sanktionen der Biden-Regierung gegen Russland würden die Ölproduktion des Landes im Vergleich zu den Schätzungen der Behörde aus dem Bericht von Januar nicht "bedeutend" senken, sondern "hauptsächlich zu Verschiebungen in den globalen Ölhandelsströmen führen, die wir in unserem Ausblick nicht prognostizieren". Potenzielle weitere Sanktionen gegen Russland sowie in Zukunft noch mögliche Zölle der Trump-Regierung stellen der EIA zufolge allerdings "Quellen der Unsicherheit" dar.

Ihre Preisprognosen für Brent und WTI für das laufende Jahr hat die EIA leicht nach oben korrigiert, allerdings rechnet die Behörde mittlerweile für 2025 bereits mit einem Angebotsüberschuss von 0,42 Mio. B/T (vorher: 0,25 Mio. B/T). Für 2026 prognostiziert die EIA sogar eine Überversorgung von 0,98 Mio. B/T (zuvor: 0,74 Mio. B/T). Die Rohölförderung der USA dürfte im laufenden Jahr dem aktuellen Monatsbericht zufolge bei 13,59 Mio. B/T, also geringfügig höher, als noch im Bericht von Januar erwartet (13,55 Mio. B/T).

Wie sich die Rohölproduktion der USA in der vergangenen Woche entwickelt hat, wird der wöchentliche Ölmarktbericht des US-Energieministeriums (DOE) heute um 16:30 Uhr zeigen. Dabei dürften die Marktteilnehmer auch gespannt sein, ob das DOE den massiven Aufbau der landesweiten Rohölbestände bestätigt, den das API gemeldet hat. Sollten die Vorräte tatsächlich um 9 Mio. Barrel gestiegen sein, wäre dies der stärkste Aufbau seit etwa einem Jahr.

Neben den DOE-Daten werden die Marktteilnehmer heute auch den aktuellen Daten zur US-Verbraucherpreisinflation ihre Aufmerksamkeit schenken, um den weiteren Zinskurs der Fed einzuschätzen. US-Notenbankchef Jerome Powell gab gestern diesbezüglich im Rahmen seiner Anhörung vor dem Bankenausschuss des Senats keine neuen Hinweise. Vielmehr bekräftigte er erneut, dass die Fed angesichts der robusten US-Konjunktur nicht unter Druck stehe, die Zinsen zügig weiter zu senken. So ist die fundamentale Konstellation für die Ölbörsen heute Morgen eher bearish einzustufen. Bei den Inlandspreisen zeichnet sich derzeit im Vergleich zu gestern allerdings noch keine klare Richtung ab.

Trump macht Ernst mit Stahl- und Aluminiumzöllen

11. Feb. 2025

Am Sonntag hatte er sie angekündigt, gestern machte er Ernst: Donald Trump verabschiedete seine jüngsten Importzölle für Stahl und Aluminiumprodukte. Sie betragen 25 Prozent ohne Ausnahmen oder Befreiungen, sagte Trump im Weißen Haus. In Kraft treten sollen die Zölle ab dem 12. März, wie es in einer aktualisierten Erklärung heißt. Zunächst war der 4. März als Startdatum genannt worden.

Das ist eine große Sache, so der US-Präsident, der sich von den neuen Zöllen verspricht, dass viele Unternehmen in den Vereinigten Staaten eröffnen werden. Er wiederholte zudem seine Drohung, Gegenzölle einführen zu wollen, da es aus seiner Sicht unfair sei, dass andere Länder die USA so viele Jahre lang ausgenutzt hätten. Trump kündigte an, schon bald einen sehr ausgeklügelten Plan für diese Gegenzölle bekannt geben zu wollen.

Die Rohölfutures legten gestern den stärksten Preisanstieg seit fast vier Wochen hin und ignorierten damit die neuen Zollankündigungen aus Washington. Beide Rohölkontrakte verzeichneten am Montag nach drei Wochenverlusten in Folge Gewinne von fast zwei Prozent.

Auch heute verteidigen die Notierungen an ICE und NYMEX ihre gestrigen Gewinne und scheinen somit eher auf den Rückgang der russischen Fördermengen zu reagieren als auf Trumps jüngste Runde im Zoll Karussell. Trotz der steigenden Gefahr neuer, globaler Handelskriege bleibt die knappere Versorgungslage, die schon zum Jahresanfang für Preissteige-rungen gesorgt hatte, ein bullisher Aspekt.

Zum Jahreswechsel hatten die neuen, strengen Sanktionen gegen Russland für Probleme am Spotmarkt gesorgt, während gleichzeitig die starke saisonale Produktnachfrage die Preise gestützt hatte. Mit Trumps aggressiver Handels und Zollpoli-tik hatten sich diese Kursgewinne dann allerdings schnell wieder revidiert, da länger anhaltenden Handelskriege neben der globalen Konjunktur auch die globale Nachfrage schwächen würden.

Erst gestern hatte Trump in einem Rundumschlag Zölle auf Stahl und Aluminiumimporte in die USA auf 25 Prozent ange-hoben, um die angeschlagene US-Industrie zu unterstützen. Die Zölle werden Millionen von Tonnen Stahl und Alumini-umimporte aus Kanada, Brasilien, Mexiko, Südkorea und anderen Ländern treffen. Letzte Woche hatte Trump grundsätz-liche Einfuhrzölle für Waren aus China verhängt, auf die Peking sofort mit Gegenzöllen reagierte, unter anderem auch auf US Ölimporte.

Trump will Importzölle auf Stahl und Aluminium

10. Feb. 2025

Das Zoll Karussell in Washington dreht sich wieder. Diesmal trifft es die Stahl und Aluminiumbranche, denn Donald Trump will alle Importe dieser Art mit Zöllen von 25 Prozent belegen. Gelten sollen sie für alle Länder, Ausnahmen werde es keine geben, auch nicht für die Nachbarn Mexiko und Kanada, so der US-Präsident gestern auf dem Weg zum Super Bowl, dem US Football Finale.

Darüber hinaus kündigte Trump gegenseitige Zölle (reciprocal tariffs) an, mit denen die USA Importzölle auf Produkte erheben würden, wenn ein anderes Land Zölle auf US-Waren verhängt. Ganz einfach: Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas, so Trumps Logik. Ab wann die neuen Zölle greifen sollen, ist unklar, Trumps Angabe nahezu sofort blieb vage. Man wolle jedoch noch diese Woche Details bekannt geben, so der Präsident.

Trotz neuer Zolldrohungen Donald Trumps starten die Ölfutures diesseits und jenseits des Atlantiks fester in die neue Woche. Die Anleger scheinen entweder weniger Angst vor neuen Handelskriegen zu haben als noch in der vergangenen Woche, oder stumpfen langsam gegen die immer neuen Ideen und Drohungen des neuen Präsidenten in Washington ab.

Dieser Meinung ist etwa Tony Sycamore, Analyst bei IG in Sydney. Der Markt hat erkannt, dass die Schlagzeilen über die Zölle in den kommenden Wochen und Monaten wahrscheinlich weitergehen werden, so der Experte. Die neuen Zölle könnten seiner Ansicht nach in den nächsten Tagen wieder gestrichen oder auf das doppelte erhöht werden alles sei möglich. Vielleicht kommen die Anleger also zu dem Schluss, dass es nicht die beste Vorgehensweise ist, auf jede negati-ve Schlagzeile sofort zu reagieren.

Erst vor einer Woche hatte der Präsident Einfuhrzölle gegen Kanada, Mexiko und China angekündigt, die Abgaben für die beiden Nachbarländer jedoch am nächsten Tag erst einmal wieder ausgesetzt. Die als Vergeltungsmaßnahme von Peking angekündigten chinesischen Zölle auf US Waren sollen am heutigen Montag in Kraft treten, ohne dass es bisher Anzei-chen für Gespräche oder Verhandlungen zwischen Peking und Washington gibt. Letzte Woche hatte die Sorge, dass es zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zu einem ausgewachsenen Handelskrieg kommt, die Ölbörsen noch deutlich belastet.

US-Ölindustrie nicht im "Drill, Baby, Drill"-Modus

7. Feb. 2025

Während US-Präsident Trump die OPEC-Produktion, sondern auch die Ölförderung der USA selbst steigen sehen will, damit die Preise wieder sinken, scheint die US-Ölindustrie von seinem "Drill, Baby, Drill"-Motto nicht viel zu halten. Dies zeigen Äußerungen, die einige hochrangige Vertreter und Vertreterinnen der Industrie während einer Konferenz im texanischen Houston diese Woche machten.

So gab der Chef des Ölkonzerns Chevron, Mike Wirth, beispielsweise an, die Betreiber der Ölanlagen im Permian Basin - dem ertragreichsten Schieferölgebiet der USA - würden sehr wahrscheinlich auch weiterhin darauf achten, die Kapitalausgaben im gemäßigten Rahmen zu halten. Chevron steigerte seine Ölförderung im Permian Basin im vierten Quartal 2024 auf Jahressicht um 14 Prozent, die Vize-Präsidentin des Segments Rohölangebot und Handel, Barbara Harrison, rechnet für die kommenden Jahre allerdings nur noch mit einer Steigerung um etwa 9 bis 10 Prozent.

Obwohl sich die Rohölkontrakte an ICE und NYMEX heute Morgen nach oben orientieren, zeichnet sich auf Wochensicht bei den Rohölpreisen nun bereits der dritte Rückgang in Folge ab. Dies hängt vor allem mit der Handelspolitik der Trump-Regierung zusammen.

Anfang der Woche wurden die Preise zwar noch durch die von Trump am Wochenende verabschiedeten Strafzölle gegen Kanada und Mexiko gestützt, dann erhielten die beiden Länder allerdings doch noch Aufschub. Für China traten Importzölle in Kraft und die Volksrepublik reagierte zugleich mit Vergeltungszöllen. Trotz der zunächst bullishen Wirkung der Strafzölle überwog bei den Tradern letztlich insgesamt die Befürchtung, dass es zwischen den beiden größten Ölkonsumenten der Welt zu einem Handelskrieg kommen könnte, der nicht nur die Konjunktur, sondern auch die Ölnachfrage der beiden Länder beeinträchtigen würde.

Und während sich die OPEC+ bislang trotz Trumps Aufforderung, die Ölproduktion zu steigern, um die Preise zu senken, nicht dazu veranlasst sieht, irgendetwas an ihrer Produktionsstrategie zu ändern, bekräftigte der US-Präsident zuletzt erneut, er wolle die Ölproduktion der USA ankurbeln. Diese Ankündigung belastete die Ölpreise an ICE und NYMEX auch in dieser Woche, obwohl die US-Ölindustrie selbst offenbar erst noch davon überzeugt werden muss, die Fördermengen stärker zu steigern.

Die Iran-Politik der US-Regierung sorgte in dieser Woche dagegen zeitweise für steigende Preise, bislang erwiesen sich diese jedoch nicht als nachhaltig. Die Marktteilnehmer warten diesbezüglich noch ab, wie stark die neuen Sanktionen sowie die strengere Umsetzung bereits bestehender Sanktionen gegen die iranische Ölindustrie das Angebot des OPEC-Mitglieds tatsächlich reduzieren werden.

Unterdessen scheint die Versorgungslage dies- und jenseits des Atlantiks derzeit nicht wirklich angespannt zu sein. Während das DOE am Mittwoch einen beträchtlichen Anstieg der landesweiten Rohölvorräte der USA meldete, sorgen geplante und ungeplante Wartungsarbeiten an Raffinerien in Europa derzeit dafür, dass die Preise nicht nur an den Ölbörsen, sondern auch am physischen Markt niedrig bleiben.

Saudi Aramco erhöht Preise für März-Exporte so stark wie lange nicht

6. Feb. 2025

Der staatliche Energieriese Saudi Aramco gab am Mittwoch die Auf- und Abschläge für seine im März geplanten Rohölexporte bekannt. Demnach müssen Käufer aus allen Regionen bei März-Verladungen mit deutlich höheren Preisen rechnen. So erhöhte die Saudi Aramco beispielsweise den Aufschlag für Exporte der Sorte Saudi Arabian Light nach Nordwesteuropa zur Referenz Brent Weighted Average um 3,20 Dollar pro Barrel und damit so stark wie zuletzt im Jahr 2020.

Exporte der beliebten saudischen Rohölsorte an Käufer aus dem asiatischen Raum werden derweil pro Barrel um 2,40 Dollar teurer, was der stärksten Preissteigerung seit August 2022 entspricht. Der Aufschlag für die nur am asiatischen Markt angebotene Rohölsorte Saudi Arabian Super Light ist mit 4,35 Dollar pro Barrel (zur Referenz Oman Dubai Average) mittlerweile so hoch wie seit Januar 2024 nicht mehr.

Der Preisanstieg, den die Ölfutures aufgrund von Trumps Iran-Memorandum noch am Dienstag vollzogen hatten, war am Mittwochabend bereits wieder Geschichte. Mit 1,60 Dollar sank der Brent-Kontrakt gestern im Vergleich zum Eröffnungsniveau so stark wie seit dem 25. November nicht mehr. WTI markierte zumindest den stärksten Verlust seit ungefähr zwei Wochen.

"Der anhaltende Handelsstreit zwischen den USA und China sorgt weiterhin für Unsicherheit auf dem globalen Ölmarkt", erklärt die Analystin Priyanka Sachdeva von Phillip Nova Pte den erneuten Preisrückgang an den Ölbörsen und verweist außerdem auf den starken Anstieg der landesweiten US-Rohölvorräte, den das DOE gestern für die Woche zum 31. Januar meldete. Dieser könne "auf ein potenzielles Überangebot auf dem heimischen Markt hindeuten, was die Preise unter Druck setzen könnte“, so Sachdeva.

Ob sich tatsächlich ein Überangebot am amerikanischen Markt entwickelt, wird nicht zuletzt auch davon abhängen, ob die Trump-Administration nach der Anfang der Woche gewährten Schonfrist für Kanada und Mexiko doch noch Import-Zölle aus den beiden Ländern einführt oder nicht und wenn ja, ob diese dann auch Öllieferungen betreffen werden. Zuletzt hatten die Lieferungen kanadischen Rohöls in die USA Marktbeobachtern zufolge deutlich zugenommen, was vermutlich daran lag, dass sich viele Abnehmer aus den Vereinigten Staaten mit höheren Bezugsmengen auf eine Einführung von Strafzöllen auf Rohölimporte aus Kanada vorbereiteten.
Besonders für den Nordsee-Rohölkontrakt stellte auch die Wiederaufnahme des Produktionsbetriebs am Johan Sverdrup Ölfeld einen bearishen Faktor dar, schließlich ist das Ölfeld das größte West-Europas. Am Montag hatte ein Stromausfall an dem Offshore-Ölfeld zu einer Unterbrechung der Produktion geführt. Da die Störung allerdings schnell behoben werden konnte, war auch der bullishe Einfluss des Ausfalls schnell verwirkt.

Die Schätzungen zur OPEC-Rohölproduktion im Januar stützten die Rohölpreise dagegen zuletzt kaum, da das Planungs- und Kontrollgremium der OPEC+ (JMMC) bereits am Montag nach seiner Videokonferenz bekanntgegeben hatte, dass die Allianz ihre Fördermengen im Januar etwas stärker gekürzt habe als vereinbart. Am Markt ist man nun vor allem gespannt darauf, wie sich die Iran-Politik der neuen US-Regierung auf das Ölangebot des drittgrößten Produzenten der OPEC auswirken wird.

Sollte es der Trump-Administration tatsächlich gelingen, die Ölexporte Irans auf null zu bringen, würde dies die Preise stützen, sollten die übrigen Länder der Organisation die Ausfälle nicht kompensieren. Irans Präsident Massud Peseschkian rief die OPEC-Mitglieder dazu auf, sich gemeinsam gegen US-Sanktionen gegen sein Land zu positionieren. "Ich glaube, wenn sich die OPEC-Mitglieder einig sind und zusammenarbeiten, sind die USA nicht in der Lage, einen von ihnen zu sanktionieren und unter Druck zu setzen", so Pezeshkian laut iranischen Medien bei einem Treffen mit OPEC-Generalsekretär Haitham Al Ghais. Die islamische Republik exportiert täglich rund 1,5 Mio. Barrel Öl, wobei der Großteil davon nach China geht.

Trump zieht Zügel beim Iran wieder an

5. Feb. 2025

Wie kurz zuvor aus gut informierten Kreisen durchgesickert war, unterzeichnete US Präsident Trump am gestrigen Dienstag noch ein Memorandum zum Umgang mit dem Iran. Darin fordert Trump das US Finanzministerium dazu auf, gegenüber der islamischen Republik "maximalen wirtschaftlichen Druck" auszuüben.

Durch weitere Sanktionen und Mechanismen, mit denen Verstöße gegen die bestehenden Sanktionen besser geahndet werden können, sollen die iranischen Ölexporte auf null gebracht werden, um Teheran die finanziellen Mittel für die Weiterentwicklung seines Atomprogramms zu nehmen.

Hatte bis Dienstagnachmittag noch das Thema US Strafzölle das Marktgeschehen an ICE und NYMEX dominiert, rückte gegen Handelsschluss in Europa die Politik der Trump Administration gegenüber dem Iran wieder in den Fokus. Nachdem Brent kurz zuvor noch unter das psychologisch wichtige Preisniveau von 75 Dollar gerutscht war, notierte der Nordsee-Rohölkontrakt zum Settlement daher wieder oberhalb dieser Marke.

Die von Trump angeordnete Strategie des "maximalen wirtschaftlichen Drucks" gegen Teheran könnte das Ölangebot des drittgrößten Rohölproduzenten der OPEC wieder deutlich sinken lassen. Denn in dem gestern von Trump unterzeichneten Memorandum hieß es auch, dass die Ölexporte der islamischen Republik auf null gebracht werden sollen ein Ziel, das Trump schon in seiner ersten Amtszeit als Präsident verfolgt hatte.

Auf kurze Sicht wirkt auf der Angebotsseite auch weiterhin der Produktionsausfall am norwegischen Ölfeld Johan Sverdrup bullish, der am Dienstag durch einen Stromausfall verursacht wurde. Laut einem Sprecher von Equinor, dem Betreiber des Ölfelds, wurden die Reparaturarbeiten bereits eingeleitet und an einem Zeitplan für die Wiederaufnahme des Produktionsbetriebs gearbeitet. Die Marktteilnehmer sind nun gespannt darauf, wann die Förderung an dem Ölfeld wieder losgehen soll. Je näher in der Zukunft der von Equinor vorgesehene Starttermin liegt, desto stärker nimmt auch der bullishe Einfluss des Produktionsausfalls ab.

Neue Produktionsdaten aus den USA auf Wochenbasis wird heute um 16:30 Uhr das DOE veröffentlichen. Was die Rohölvorräte des Landes anbelangt, so dürften diese laut Analystenschätzungen und API-Daten in der vergangenen Woche mehr oder weniger stark gestiegen sein. Sollte das DOE sowohl die umfangreichen Aufbauten bestätigen, die das API gestern bei den landesweiten Rohölvorräten gemeldet hatte, und einen ebenso massiven Anstieg der Benzinbestände veröffentlichen, könnten die Ölfutures spätestens heute Nachmittag erneut unter Druck geraten.

Abzuwarten bleibt außerdem, ob es im Zoll-Schlagabtausch zwischen den USA und China eventuell doch noch zu einer Annäherung kommt, im Zuge derer die beiden größten Volkswirtschaften und Ölkonsumenten der Welt wieder zurückrudern. Heute Morgen bleiben die Ölfutures angesichts der Iran Thematik erst einmal in der Nähe der Vortageshochs, wenngleich sie unterhalb davon notieren. Bei den Inlandspreisen zeichnet sich allerdings nach der Preisrally von Dienstagnachmittag rein rechnerisch immer noch Aufwärtspotenzial zu den Erhebungspreisen von gestern ab.

Zölle für Kanada pausiert, China leitet Gegenmaßnahmen ein

4. Feb. 2025

Nach Mexiko hat US-Präsident Donald Trump nun auch dem Nachbar im Norden Aufschub bei den von ihm angekündigten Zöllen gewährt. Die Strafzölle, die um Mitternacht in Kraft hätten treten sollen, würden für einen Monat ausgesetzt, schrieb der kanadische Premier Justin Trudeau auf der Social Media Plattform X. Trump bestätigte die Pause.
Auch Kanada hat sich offenbar bereit erklärt, Zugeständnissen bei der Grenzsicherung zu machen, Trudeau kündigte die Umsetzung eines 1,3 Mrd. teuren Planes an, um die Grenzen zu sichern und den Fentanylschmuggel zu stoppen – beides Faktoren, die Trump immer wieder als Grund für die Strafzölle genannt hatte. Gestern hatten die USA und Mexiko schon einen ähnlichen Deal ausgehandelt, der dem südlichen Nachbarn eine Schonfrist von 30 Tagen einbrachte.

Die Ölpreise bleiben unter Druck, obwohl Donald Trump nach Mexiko nun auch Kanada eine Schonfrist von 30 Tagen eingeräumt hat. Die Strafzölle für China bleiben aber offenbar in Kraft, weshalb Peking inzwischen ebenfalls Einfuhrzölle auf US-Güter eingeleitet und damit die Voraussetzungen für einen neuen Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt geschaffen hat.

„Das beherrschende Thema für die globalen Märkte sind die amerikanischen Zölle“, so IG-Marktstratege Yeap Jun Rong. Während der Aufschub der Zölle für Mexiko und Kanada Raum für eine Verbesserung der Risikostimmung geschaffen und zu einer Abschwächung des US-Dollars beigetragen habe, hätten sich die Ölpreise schwer getan, wieder nach oben zu kommen, fügte Yeap hinzu. „Die Aussicht, dass ab April wieder mehr Öl auf die Märkte kommt (OPEC+), könnte ein entscheidender Belastungsfaktor für die Preise sein“, so der Experte, der darauf hinweist, dass die Ölpreise „immer noch auf dem Niveau von Oktober 2024 liegen“.

Erst gestern hatten die OPEC und ihre Verbündeten beim regelmäßigen JMMC-Meeting, dem Treffen des Ministerialen Planungsgremiums, das noch im letzten Jahr beschlossene Vorgehen bestätigt, demzufolge ab April in kleinen Schritten die freiwilligen Zusatzkürzungen von 2,2 Mio. B/T abgebaut werden sollen. Die Forderung des US-Präsidenten, die Ölpreise sofort zu senken, ignorierte die Gruppe weiterhin. Dieser hatte kurz nach Amtsantritt Maßnahmen von der OPEC+ gefordert, der Meinung ist, dass ein niedrigerer Ölpreis den Ukrainekrieg beenden würde.

„Die Volatilität am Ölmarkt spiegelt die politische Unsicherheit wider, die die neue Trump-Regierung mit sich bringt“, kommentiert Charu Chanana, Chefanlagestrategin bei Saxo Markets, die ersten zwei Wochen von Donald Trumps Amtszeit. „Die fundamentalen Faktoren werden überschattet, da der Ölmarkt überwiegend stimmungsgesteuert ist, wobei die Zölle eine wichtige Rolle bei der Preisentwicklung spielen.“

Vor allem in Hinblick auf die Entwicklungen mit China heißt es nun für die Trader, wachsam zu sein. Aus dem Weißen Haus hieß es, dass Trump noch in dieser Woche mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping sprechen wolle. Ob es jedoch angesichts der gegenseitigen Strafzölle, die heute im Laufe des Tages in Kraft treten sollen, dazu kommt, bleibt abzuwarten.

Auf der Nachfrageseite werden die Marktteilnehmer heute zudem noch die wöchentlichen US-Ölbestandsdaten des API im Auge behalten, die am späten Abend erwartet werden. Walt Chancellor, Energiestratege bei Macquarie, geht davon aus, dass die Rohölbestände erneut gestiegen sind, nachdem sie letzte Woche schon einen achtwöchigen Abwärtstrend beendet hatten. Er prognostiziert einen sehr deutlichen Zuwachs von 10,8 Mio. Barrel. Morgen Nachmittag liefert dann der Wochenbericht des DOE die offiziellen Bestandsdaten der USA.

Insgesamt bleibt der Fokus der Anleger aber weiterhin vorwiegend auf Donald Trumps Handelspolitik, so dass die fundamentale Einschätzung inzwischen bearish ausfallen muss. Ein sich anbahnender Handelskrieg mit China dürfte die Konjunktur beider Länder schwächen und damit auch die Nachfrage in beiden Volkswirtschaften in Mitleidenschaft ziehen.

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