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NEWS ÜBERSICHT

Bei Waffenstillstand Preisrutsch auf 80 Dollar?

30. April 2024

In Kairo scheinen sich Israel und Hamas zumindest soweit angenähert zu haben, dass beide Seiten von Ihren Maximalforderungen zurücktreten und eine schrittweise Lösung des Konflikts möglich sein könnte. Aktuell berät die Hamas über einen Kompromiss, der die Freilassung von 33 israelischen Geiseln vorsieht. Im Gegenzug würden wohl zahlreiche Palästinenser aus israe-lischen Gefängnissen freigelassen werden – die Rede ist von 1.000 Häftlingen – und eine 40 tägige Waffenruhe gelten (29.04.2024 Kairo: Kompromiss zu Waffenstillstand liegt auf dem Tisch).

Die Tatsache, dass die Hamas den Vorschlag Israels nicht sofort ablehnt, sondern diesen ernsthaft in Erwägung zieht, macht Hoffnung, dass der Konflikt zeitweise zur Ruhe kommen könnte. Mit einer Antwort der Hamas rechne man binnen der kommenden zwei Tagen, heißt es aus Kairo, sodass heute oder morgen eventuell ein kleiner Durchbruch gelingen könnte.

Die Trader an ICE und NYMEX konzentrieren sich aktuell vor allem auf die Situation im Nahen Osten, insbesondere auf die laufenden Friedensbemühungen in Kairo. Allein die Möglichkeit, dass der aktuelle Kompromissvorschlag einen kleinen Durchbruch darstellen könnte, belastete zum Wochenauftakt die Preise an den internationalen Ölbörsen.

Sollten sich beide Seiten auf eine Waffenruhe einigen können, besteht eventuell auch die Möglichkeit, dass dies als Basis für weitere Verhandlungen genutzt werden kann. Das Risiko, dass sich der Konflikt zu einem Flächenbrand in der Region entwickelt, in den auch der Iran hineingezogen werden könnte, würde mit einer Einigung jedenfalls erheblich abnehmen.

Damit bestünde dann auch Potenzial für weitere Abwärtsbewegungen. Analystin Vandana Hari, von Vanda Insights, bringt in dem Zusammenhang die 80 Dollar als mögliches Preisniveau ins Gespräch. „Die meisten Händler glauben, dass die Waffenstillstandsgespräche in Gaza etwas an Momentum gewinnen könnten und angesichts der hohen Long-Positionen von Hedgefonds würde es nicht viel brauchen, um eine Long-Liquidation auszulösen“, ist Analyst Dennis Kissler, von BOK Financial, offensichtlich ähnlicher Meinung.

Bis die Antwort der Hamas auf den vorliegenden Kompromiss klar ist, dürften sich Marktteilnehmer wohl mit großen Risikopositionen in die ein oder andere Richtung zurückhalten, was aber auch die Möglichkeit einer erhöhten Volatilität mit sich bringt. Bewegt sich der Preis in die ein oder andere Richtung, könnten Trader schnell auf einen vermeintlichen Impuls aufspringen. Morgen ist in den USA und Großbritannien zwar kein Feiertag, in vielen Ländern allerdings schon, sodass das Handelsinteresse gedämpft sein dürfte, was ebenfalls eine erhöhte Volatilität begünstigt.

Gaza: Hoffnung auf Fortschritte bei Waffenstillstandsverhandlungen

29. April 2024

In Kairo könnte es zum Wochenanfang entscheidende Fortschritte geben, denn eine Delegation der Hamas wird in der ägyptischen Hauptstadt zu neuen Verhandlungen erwartet. Dabei wird es vor allem darum gehen, ob und in welcher Form sich die palästinensische Terrororganisation auf die Freilassung der über 100 israelischen Geiseln einlässt. Israels Premier Netanjahu hatte zuletzt signalisiert, mit dem gefürchteten Angriff auf die Grenzregion Rafah zu warten, sollte ein Deal zustande kommen.

Wie ein solcher Deal aussehen könnte, bleibt fraglich. Während Israel darauf pocht, dass alle von der Hamas festgehaltenen Geiseln freigelassen werden, will diese wohl weiterhin nur vereinzelte Personen aus ihrer Gewalt entlassen, darunter laut israelischer Medienberichte vor allem Frauen, sowie alte und kranke Personen. Israel hingegen knüpft die Länge einer möglichen Waffenruhe, auf die die Hamas drängt, an die Anzahl der freigelassenen Geiseln.

Neben den hochsensiblen Verhandlungen in Kairo treffen sich am Rande des saudischen Welt-wirtschaftsforums heute außerdem hochrangige Politikerinnen und Politiker in Riad zu Gesprächen über Gaza. Neben US-Außenminister Antony Blinken wird auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock an den Verhandlungen teilnehmen, ebenso wie der britische Außenminister David Cameron und Vertreter aus Katar, Saudi-Arabien und Ägypten. Ziel sei es, Ge-spräche mit allen Seiten zu führen.

Mit neuen Hoffnungen auf eine mögliche Beruhigung im Nahen Osten geben die Ölbörsen zum Wochenauftakt etwas nach. Die verstärkten Bemühungen um einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas milderten die geopolitischen Spannungen und trugen zu der schwachen Eröffnung am Montag bei, so der IG-Marktanalyst Tony Sycamore.

In die zuletzt ins Stocken geratenen Gespräche über einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas ist wieder etwas Bewegung gekommen. Heute wird eine Delegation der Hamas in Kairo zu Gesprächen erwartet. Gleichzeitig hat die israelische Regierung signalisiert, den geplanten Angriff auf die Grenzregion Rafah, wo mehr als eine Million vertriebene Palästinenser Zuflucht suchen, im Falle eines Deals, der die Freilassung der israelischen Geiseln enthält, verschieben zu wollen.

Die Gaza-Verhandlungen sind heute jedoch nicht der einzige Grund für die nachgebenden Kurse. „Eine Rolle spielt auch die Nervosität vor der Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank in dieser Woche, bei der eine hawkischere Haltung erwartet wird“, so Sycamore. Die Fed tritt morgen zu ihrer zweitägigen Zinssitzung zusammen, bei der wohl erst einmal keine baldigen Zinssenkungen beschlossen werden.

„Die hartnäckige US-Inflation schürt die Besorgnis über ‚höhere und längere‘ Zinssätze“, was zu einem stärkeren Dollar führte, der wiederum Druck auf die Rohstoffpreise ausübt, erklärt die unabhängige Marktanalystin Tina Teng. Erst am Freitag hatten aktuelle Inflationsdaten aus den USA gezeigt, dass die Preisteuerung mit 2,7 Prozent im März weiterhin deutlich über dem Fed-Zinsziel von 2 Prozent lag. Eine schnelle Zinswende in den USA wird also immer unwahrscheinlicher und schürt damit auch die Nachfragesorgen, ist Amerika doch der größte Ölverbraucher der Welt.

In Sachen Nachfragesorgen ist zudem auch wieder China in den Fokus der Anleger gerückt. Hier waren am Wochenende enttäuschende Daten aus der Industrie erschienen, die zeigten, dass sich die Gewinne im März deutlich verlangsamt haben. Dies gilt als Anzeichen für eine schwache Binnennachfrage, die bei den Marktteilnehmern sofort wieder die Alarmglocken bezüglich der Ölnachfrage schrillen ließ.

Unterbrechung der Rohöllieferungen Kasachstans nach Deutschland droht

26. April 2024

Die Rohöllieferungen aus Kasachstan, die Deutschland über den nördlichen Zweig der Drusch-ba-Pipeline bezieht, könnten bald ausfallen. Zumindest, wenn die Transitkosten, die der Betreiber des russischen Abschnitts der Pipeline - Transneft - laut jüngsten Berichten der Nachrichtenagentur Reuters fordert, nicht bezahlt werden. So soll Transneft die kasachischen Ölunternehmen, deren Öl über die Anlage befördert wird, gewarnt haben, dass die Lieferungen ausgesetzt werden könnten, sollte der polnische Pipeline-Betreiber PERN nicht bis zum 5. Juni Gebühren für Messdienstleistungen an der Station Adamowo-Zastava an der polnisch-weißrussischen Grenze zahlen.

Diese Gebühren hatte PERN bislang nicht gezahlt, weil man befürchtete, damit gegen die für Russland geltenden EU-Sanktionen zu verstoßen. Am 5. Juni läuft jedoch der bestehende Vertrag für die Dienstleistungen der Transneft aus, sodass das russische Betreiberunternehmen nun die ausstehenden Gebühren einfordert. Die Lieferungen kasachischen Rohöls, die über die Pipeline nach Deutschland an die Raffinerie in Schwedt befördert werden, stehen damit auf der Kippe, wobei PERN den Berichten zufolge nach einer Alternativlösung für die Messdienstleistungen an der genannten Station sucht.

Die Rohölpreise steuern an den Ölbörsen nach dem in der vergangenen Woche verzeichneten Rückgang in dieser Woche wieder auf einen Anstieg zu. Dabei dürften sie jedoch unterhalb der Hochs von Mitte April bleiben.

Die Sorgen, dass sich eine länger als erhoffte Hochzinsphase doch noch stärker auf die US-Konjunktur und letztlich auch die Ölnachfrage auswirken könnte, hatte die Marktteilnehmer in der vergangenen Woche wieder stärker umgetrieben, was die Ölpreise sinken ließ. Nachdem der Konflikt zwischen Israel und dem Iran zumindest vorerst nicht weiter eskalierte, hatten die Marktteilnehmer Anfang dieser Woche zudem einen Großteil der Risikoprämie, die im Zuge des iranischen Angriffs Iran auf Israel und dessen Gegenschlag eingepreist worden war, erst einmal größtenteils wieder ausgepreist.

Allerdings bleibt die Lage im Nahen Osten weiterhin volatil und so bleibt auch das Abwärtspotenzial der Ölpreise begrenzt. Die Tatsache, dass sich Israel nicht von seinen angekündigten Angriff auf die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens abbringen ließ - wenngleich man nach heftiger Kritik von allen Seiten zuvor noch versuchte, die Zivilbevölkerung zu evakuieren - macht dies deutlich.

Die bullishe Entwicklung der US-Ölbestände gab den Preisen in dieser Woche nur kurzfristig Rückenwind, da die Marktteilnehmer auf Daten zur Entwicklung der Konjunktur und der Inflation in den USA warteten. Die Wachstumsdaten für das erste Quartal (2. Vorabschätzung) hatten die Erwartungen gestern enttäuscht, allerdings wurde der bearishe Effekt, den dies auf die Ölfutures hatte, am Abend durch Äußerungen von US-Finanzministerin Yellen wieder mehr als ausgeglichen. Sie gab an, dass die Daten durchaus noch einmal nach oben korrigiert werden könnten und sagte im Hinblick auf die Inflationsentwicklung: "Die Fundamentaldaten sprechen dafür, dass die Inflation auf ein normales Niveau zurückgeht."

Damit nährte sie die Hoffnungen der Marktteilnehmer, dass die Fed mit ihren Zinssenkungen doch nicht so spät beginnen könnte, wie zuletzt von vielen befürchtet. In der jüngsten Vergangenheit hatte es bereits erste Fed-Mitglieder gegeben, die davon sprachen, dass die Zinsen erst im nächsten Jahr gesenkt werden könnten. Am heutigen Freitag wird der Fokus der Trader daher umso stärker auf dem PCE-Preisindex liegen, der als einer der wichtigsten Entscheidungshilfen für die Fed in Sachen Zinspolitik gilt.

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