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Iranisches Öl: Begrenzter Spielraum trotz möglichem Atomdeal
16. Mai 2025
Die Aussicht auf einen möglichen Atomdeal mit dem Iran hat die Ölpreise am Donnerstag unter Druck gesetzt. Doch Experten dämpfen die Erwartungen: Selbst bei einer vollständigen Aufhebung der Sanktionen dürfte das zusätzliche Ölangebot aus Teheran begrenzt bleiben.
Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) verfügt der Iran nur über rund 300.000 bis 400.000 B/T an kurzfristig verfügbarer Reservekapazität etwa 0,3 bis 0,4 Prozent des globalen Verbrauchs. Energy Aspects-Analystin Amrita Sen geht sogar nur von 200.000 bis 300.000 B/T aus, die realistisch auf den Markt zurückkehren könnten.
Zudem hat der Iran in den letzten Jahren trotz bestehender Sanktionen immer wieder Wege gefunden, seine Ölexporte aufrecht erhalten. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen zu den Ausfuhrmengen des Landes, doch Schätzungen zufolge exportierte der Iran zuletzt etwa 1,5 Mio. B/T und damit fast die Hälfte seiner Produktionsmenge von 3,3 Mio. B/T (gemäß OPEC-Monatsreport).
Allein diese Tatsache zeigt laut Amrita Sen, dass die Auswirkungen einer Sanktionsaufhebung auf die iranischen Ölmengen nur wenig ins Gewicht fallen würden. Die Expertin meint: „[…] Der faktische Einfluss auf die Angebotslage dürfte begrenzt bleiben – denn der Großteil des iranischen Öls befindet sich ohnehin bereits auf dem Markt.
Nach zwei Tagen mit teils deutlichen Kursverlusten haben sich die Ölpreise am Freitag stabilisiert. Ein mögli-cher Atomdeal zwischen den USA und dem Iran bleibt ein bearisher Einfluss, auch wenn eine Sanktionsaufhe-bung das globale Ölangebot möglicherweise nur moderat beeinflussen würde. Dennoch bleibt die Aussicht auf eine Angebotsschwemme in den kommenden Monaten bestehen.
Am Donnerstag waren die Ölpreise an ICE und NYMEX zwischenzeitlich um 2,4 Prozent gefallen, nachdem Donald Trump erklärt hatte, man stehe kurz vor einer Einigung mit Teheran. Zuvor hatte auch der Iran seine Bereitschaft für ein Abkommen signalisiert. Trotz erster Euphorie dämpften Kommentare aus Insiderkreisen die Freude, denn die Differenzen zwischen den beiden Parteien seien nach wie vor sehr gross.
Ähnliches dürfte wohl auch auf die gleichermaßen schwierigen Ukraine Verhandlungen zutreffen. Erst gestern war das von der Weltöffentlichkeit mit Spannung erwartete direkte Treffen zwischen dem ukrainischen Präsi-denten Wolodymyr Selenskyj und Kreml-Chef Wladimir Putin geplatzt (15.05.2025 Ukraine-Verhandlungen ohne Putin und Trump).
Stattdessen werden in den kommenden Tagen offenbar Handelsdelegationen mit einander sprechen. So soll es heute in Istanbul eine erste Reihe von trilateralen Gesprächen geben, an denen neben der Ukraine, Russ-land und der Türkei auch die USA teilnehmen werden. Dies gab das türkische Außenministerium bekannt. Ob es auch ein Gespräch mit allen vier Delegationen geben wird, sei zur Stunde aber noch unklar.
Erfolgreiche Verhandlungen würden auch hier für eine Lockerung oder das Ende von Sanktionen sorgen dies-mal gegen Russland. Entsprechend würde eine Einigung ebenfalls bearish wirken, da dann wohl mit einer grösseren Menge von russischem Öl auf dem Weltmarkt gerechnet werden muss.
Entsprechend bleibt die fundamentale Ausgangslage auch heute eher bearish, denn die allgemeinen Ange-botsaussichten signalisieren weiterhin eine Überversorgung. Dies bestätigten auch die drei Monatsberichte von EIA, OPEC und IEA, obwohl vor allem die letzten beiden die Aussichten nicht mehr ganz so düster sehen wie noch im Vormonat. Dennoch bleibt die Nachfrageentwicklung im Umfeld der ungeklärten Zollstreits frag-lich und die Angebotslage allein durch die OPEC+ Förderanhebung äußerst robust.
Iran signalisiert Bereitschaft zu Nukleardeal
15. Mai 2025
Erst gestern hatten die USA neue Sanktionen gegen den Iran verhängt, um den Druck zu erhöhen. Nun scheint diese Taktik Erfolg zu haben, denn der Iran zeigt sich bereit, ein neues Atomabkommen zu unterzeichnen – im Austausch gegen die Aufhebung der Sanktionen. Dies erklärte ein ranghoher Berater des Ayatollah Ali Khamenei in einem Interview mit dem US-Nachrichtensender NBC News.
Ali Shamkhani gehört zu den einflussreichsten militärischen und nuklearpolitischen Beratern des Ayatollah und ist damit einer der ranghöchsten iranischen Offiziellen, die sich bislang öffentlich zu den laufenden Gesprächen geäußert haben. Seiner Ansicht nach sei der Iran bereit, sich dauerhaft zu verpflichten, keine Atomwaffenherzustellen, seine Bestände an hochangereichertem Uran abzubauen, die Urananreicherung künftig ausschließlich auf zivile Zwecke zu beschränken und internationale Inspektionen zuzulassen – vorausgesetzt, sämtliche wirtschaftlichen Sanktionen gegen sein Land würden umgehend aufgehoben.
Die Ölpreise sind am Donnerstag im frühen Handel um fast einen Dollar gefallen. Auslöser waren dabei vor allem die Spekulationen über ein mögliches Nuklearabkommen zwischen den USA und dem Iran.
„Neue Verkaufswellen wurden durch die Erwartung ausgelöst, dass ein US-Iran-Deal die zuletzt verschärften US-Sanktionen gegen den Iran lockern und damit das globale Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage bei Rohöl verändern könnte“, erläutert Yuki Takashima von Nomura Securities den jüngsten Preisrückgang.
Ein iranischer Regierungsvertreter hatte gestern erklärt, Teheran sei bereit, einem Abkommen mit den USA zuzustimmen, sollte im Gegenzug eine Aufhebung der wirtschaftlichen Sanktionen erfolgen. Auch, wenn die Kommentare am Markt als ein klares Bekenntnis für einen neuen Deal gewertet werden, dürfte der Weg dahin durchaus noch lang sein, denn eine komplette Aufhebung der US-Sanktionen scheint aktuell eher unwahrscheinlich. Eine offizielle Äußerung von Donald Trump steht allerdings noch aus.
Die Rohölpreise hatten bereits am Mittwoch etwas nachgegeben, wofür zum Teil auch die US-Ölbestandsdaten verantwortlich waren, die einen recht deutlichen Anstieg der Rohölbestände zeigten – und damit eine viertägige Gewinnserie beendeten, in der die Ölpreise um rund 10 Prozent zugelegt hatten. Der vorherige Preisanstieg war vor allem durch das vorläufige Zollabkommen zwischen den USA und China sowie durch zunehmenden Druck seitens der USA auf die iranische Ölförderung getrieben worden.
Trotz der jüngsten Schwankungen liegen die Ölpreise seit Jahresbeginn weiterhin rund 13 Prozent im Minus. Sollte im Zuge eines neuen Atomabkommens tatsächlich wieder iranisches Öl in größerem Umfang auf den Markt zurückkehren, dürfte sich im weiteren Jahresverlauf das befürchtete Überangebot verschärfen – insbesondere, nachdem die OPEC+ im vergangenen Monat damit begonnen hat, seit 2022 zurückgehaltene Fördermengen schrittweise wieder freizugeben.
Allerdings hat der gestern veröffentlichte OPEC-Monatsbericht klar gezeigt, dass das Förderbündnis die angekündigte Geschwindigkeit der Produktionsanhebungen wohl doch nicht so ohne weiteres umsetzen kann. Die acht Länder, deren Zusatzkürzungen am April abgebaut werden sollen, förderten im vergangenen Monat gerade einmal 25.000 B/T mehr – weit entfernt von den geplanten 138.000 B/T. Die OPEC+ insgesamt förderte im April sogar 110.000 B/T weniger als im März.
Im Mai und Juni hatte die OPEC+ eigentlich eine Angebotserhöhung um jeweils 411.000 B/T vorgesehen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Mengen tatsächlich auch auf den Markt zurückkehren werden. Wie es im Sommer mit den Förderanhebungen weiter gehen soll, wird bei der nächsten OPEC+ Sitzung am 1. Juni entschieden.
„Rohöl befindet sich weiterhin in einem mittelfristigen Abwärtstrend“, kommentiert Analyst Zhou Mi vom Forschungsinstitut von Chaos Ternary Futures Co. Die geplanten Produktionssteigerungen der OPEC+ und die geopolitische Entspannung wirkten auf die Angebotsseite lockernd. Die vorübergehende Pause im US-chinesischen Handelskonflikt könnte zwar die Kraftstoffnachfrage stützen und die Raffineriemargen verbessern, das dürfte den Abwärtsdruck auf die Preise aber nur begrenzt dämpfen, so der Experte.
Heute Vormittag wartet man am Ölmarkt nun noch auf die Prognosen der IEA, die nach EIA und OPEC heute noch ihren monatlichen Marktbericht veröffentlichen wird. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dieser deutlich bearisher ausfallen als der optimistische Bericht der OPEC von gestern. Die IEA hatte im letzten Monat ihre Nachfrageprognosen nach unten korrigiert und die Angebotslage deutlich überversorgt gesehen.
Iran erneut von USA sanktioniert
14. Mai 2025
Die USA verfolgen weiter die Strategie des maximalen Drucks gegenüber dem Iran und so wurde dieser einmal mehr mit neuen Sanktionen belegt. Getroffen hatte es diesmal 20 Unternehmen, die die iranischen Armee und Ölexporte nach China unterstützen. Das Unternehmen Sepehr Energy Jahan Nama Pars steht dabei im Zentrum eines Mechanismus, dass die Ölexporte finanziert und abwickelt, parallel aber auch das Raketenprogramm des Irans, dessen nukleare Bestrebungen und Milizen, wie die Houthis, finanziert.
Sanktionen hatten in der Vergangenheit die Exporte immer mal wieder reduziert, konnten diese bislang aber nicht vollständig verhindern. Der Iran hatte im März noch rund 1,8 Mio. B/T nach China exportiert – eine Rekordmenge seit Ende des Nuklearabkommens und Beginn der US-Sanktionen. Nun bleibt es zu beobachten ob die neuen Maßnahmen unter Trump die Exporte wirklich einschränken können, oder diese nur eine weiteres Element im Versteckspiel der iranischen Öltanker sein werden.
Das vorübergehende Handelsabkommen zwischen den USA und China hat sicherlich einen großen Teil von Unsicherheiten aus dem Markt genommen. Seit Einsetzung der Zölle im März war dies der größte Belastungsfaktor für die Ölpreise, sodass diese nun bullish auf die Entwicklungen reagieren.
Die Analysten bei Rystad sind der Meinung, dass die Vereinbarung zwischen USA und China „einen gewissen Pessimismus auf der Nachfrageseite ausgeräumt“ habe, sie warnen jedoch davor, dass die negativen Folgen der zwischenzeitlich hohen Zölle noch einen nachgelagerten Effekt haben können.
„Handelsoptimismus und die Drohungen iranischer Sanktionen haben dem Ölmarkt starken Rückenwind verliehen“, so ING Analyst Warren Patterson. Sowie die Zollstreitigkeiten nicht mehr das wichtigste Thema sind, „dürfte sich die Aufmerksamkeit wieder auf das Angebot der OPEC+ richten und darauf, ob die Gruppe ihre aggressiven Fördererhöhungen im Juli fortsetzt, wovon wir ausgehen.“
Auch bei Goldman Sachs rechnet man im Juli mit einer weiteren Anhebung des OPEC Angebots um 411.000 B/T (12.05.2025 Goldman Sachs: OPEC+ dürfte Fördererhöhungen im August stoppen). Auch wenn die Meldungen zuletzt generell bullish waren, sind und bleiben die Produktionssteigerungen der OPEC bearish und bilden so ein Gegengewicht zu den stützenden fundamentalen Nachrichten. Am Ende geht es – auch beim Handelskrieg – um Angebot und Nachfrage, und hier bleibt der Ausblick für die zweite Jahreshälfte sowie 2026 eher bearish.
Tripolis: Eskalation gefährdet Libyens Ölindustrie
13. Mai 2025
In der libyschen Hauptstadt Tripolis kam es am Montag erneut zu schweren Kämpfen, nachdem ein einflussreicher Milizenführer, Abdel Ghani al-Kikli, ermordet worden war. Die Auseinandersetzungen führten zur Mobilisierung rivalisierender Milizen, zur Evakuierung des Flughafens Mitiga und zu massiven Sicherheitswarnungen der Behörden.
Die Eskalation kommt zu einem kritischen Zeitpunkt für Libyens Wirtschaft. Obwohl der Internationale Währungsfonds für 2025 eine Erholung vorausgesagt hatte – getragen von steigender Ölproduktion – droht die erneute Gewalt diesen Ausblick zunichte zu machen. Seit Jahren kommt es wegen politischer Spannungen immer wieder zu Schließungen zentraler Ölfelder, zu Blockaden wichtiger Ölanlagen und teilweise zu Komplettausfällen bei den Ölexporten.
Die Ölpreise können heute nicht an ihr gestriges Zweiwochenhoch anknüpfen und geben leicht nach. Wo gestern noch Optimismus über eine vorläufige Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China für Auftrieb gesorgt hatte, treten heute wieder die übergeordneten Angebotssorgen am Ölmarkt ins Zentrum des Interesses.
China und USA hatten sich am Wochenende darauf geeinigt, ihre gegenseitigen Strafzölle für mindestens 90 Tage zu senken. Diese Einigung trieb die Finanzmärkte, den US-Dollar sowie die Ölpreise deutlich nach oben. Bei der ING warnt man jedoch: „Die Entspannung im Handelskonflikt zwischen China und den USA ist zwar grundsätzlich positiv, aber die Unsicherheit darüber, was nach den 90 Tagen passiert, bleibt bestehen – und das könnte die Ölnachfrage weiterhin belasten“.
Die Analysten der niederländischen Großbank erinnern zudem an die steigenden Fördermengen, die den Markt mittel- und langfristig unter Druck setzen: „Zwar war die Nachfrage lange Zeit ein zentrales Thema, doch inzwischen sorgt das höhere Angebot von OPEC+ dafür, dass der Markt in diesem Jahr mehr als gut versorgt bleiben dürfte“. Entscheidend werde laut der ING-Experten sein, ob die OPEC+ die geplanten Förderausweitungen im Mai und Juni wie angekündigt umsetzt.
Weitere Unsicherheitsfaktoren kommen aktuell auch wieder vermehrt von geopolitischer Seite. Neue politische Unruhen in Libyen könnten dabei recht schnell zu einer leichten Verknappung des globalen Ölangebotes führen. Gleichzeitig könnten aber erfolgreiche Atomverhandlungen und Friedensgespräche zu Lockerungen der Sanktionen gegen den Iran und/oder Russland führen.
Entsprechend richtet sich der Fokus der Marktteilnehmer in dieser Woche wieder verstärkt auf die verschiedenen Brennpunkte der Nahost-Diplomatie. So hatte Donald Trump am Wochenende Fortschritte in den Atomgesprächen mit dem Iran signalisiert – was Erwartungen weckte, dass schon bald wieder mehr iranisches Öl ganz legal auf den Weltmarkt gelangen könnte.
Der US-Präsident startet heute seine mit Spannung erwartete Reise in den Nahen Osten mit einem ersten Halt in Saudi-Arabien, einem der wichtigsten OPEC+ Partner. Zudem signalisierte er die Möglichkeit seiner Teilnahme an potenziellen Friedensgesprächen zwischen der Ukraine und Russland in Istanbul. Ob diese jedoch stattfinden, bzw. ob Wladimir Putin tatsächlich zu Gesprächen mit Wolodymyr Selenskyj bereit ist, bleibt abzuwarten.
„Trumps Besuch im Nahen Osten steht im Fokus möglicher Gespräche über Förderpolitik und Friedensinitiativen für Gaza und die Ukraine“, fasst Ölmarktexpertin Vandana Hari von Vanda Insights die Bedeutung der Reise zusammen. Aus ihrer Sicht bleibt aber auch die US-Zollpolitik ein zentrales Thema: „Abkommen mit anderen großen Handelspartnern könnten die Stimmung heben – wenn auch nur mit begrenztem Einfluss auf die Ölpreise.“
Insgesamt fällt die fundamentale Ausgangslage damit heute erst einmal wieder neutral aus. Zwar bleibt die Hoffnung, dass langfristige Handelskriege sich mit weiteren Deals abwenden lassen, die übergeordnete Unsicherheit am Ölmarkt bleibt allerdings bestehen, während die Prognosen mittel- und langfristig weiterhin auf eine Überversorgung hindeuten.
USA und China nähern sich im Handelsstreit deutlich an
12. Mai 2025
Die Gespräche, die die USA und China im schweizerischen Genf am Wochenende über ihre Handelsbeziehung führten, scheinen die beiden größten Volkswirtschaften der Welt überraschend schnell zu einem laut chinesischen Offiziellen "wichtigen Konsens" gebracht zu haben. Der stellvertretende Handelsminister Chinas, Li Chenggang verkündete gar, die gemeinsame Stellungnahme zu den Gesprächen, die am heutigen Montag erscheinen soll, werde "gute Nachrichten für die Welt" beinhalten. US-Handelsbeauftragter Jamieson Greer sprach unterdessen von einer "Vereinbarung, die wir mit unseren chinesischen Partnern getroffen haben".
Während der Markt nun auf die Details zum Konsens wartet, scheint schon einmal geklärt, dass es einen Beratungsmechanismus für Handelsfragen geben soll, mit dem Li Chenggang zufolge die Möglichkeit geschaffen werden soll, "regelmäßige und unregelmäßige Gespräche zu Handels- und Wirtschaftsfragen" zu führen. Ob sich die beiden Parteien bereits darauf einigen konnten, die gegenseitigen Importzölle von mittlerweile 145 % auf chinesische Einfuhren bzw. 125 % auf Importe aus den USA zumindest zu senken, darüber wurden bislang keine Aussagen gemacht.
In der vergangenen Woche holten die beiden Rohölkontrakte Brent und WTI einen Großteil des Preisrückgangs, den sie in der Vorwoche verzeichnet hatten, wieder ein. Nachdem Brent bereits Donnerstag wieder ein Settlement oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 60 Dollar pro Barrel gelungen war, verzeichnete am Freitag auch der US-Rohölkontrakt WTI einen Settlementpreis oberhalb dieses Niveaus.
Ob sich die beiden Rohölkontrakte oberhalb dieses Niveaus halten und vielleicht sogar noch weiter zulegen können, dürfte nun nicht zuletzt davon abhängen, wie schnell die jüngsten Straf- und Vergeltungszölle der USA und Chinas wieder gesenkt bzw. vollständig zurückgenommen, wobei Letzteres die unwahrscheinlichere Variante ist. Die positiven Meldungen, die nach der Gesprächsrunde vom Wochenende im schweizerischen Genf aus beiden Lagern zu vernehmen sind, dürften den Preisen an den Ölbörsen heute Vormittag erst einmal weiteren Auftrieb geben, auch wenn konkrete Details zum "grundlegenden Fortschritt", den man laut US-Finanzminister Scott Bessent und dem Handelsbeauftragten Jamieson Greer am Wochenende machte, erst noch bekannt gegeben werden sollen.
Sollten die Zölle jedoch nicht maßgeblich gesenkt werden, könnte der stützende Effekt des am Wochenende offenbar gefundenen "Konsenses" bald wieder Geschichte sein und die Unsicherheit der Marktteilnehmer wieder zurückkehren. "Ob das Zollproblem grundlegend gelöst werden kann und inwieweit die Spannungen nachlassen werden, muss noch geprüft werden", zeigt sich auch Analyst Gao Jian von Qisheng Futures Co. skeptisch. Seiner Ansicht nach bleibt das Potenzial für einen weiteren Preisanstieg "begrenzt", solange es keine wirklich bullishen Entwicklungen in den Bereichen Makroökonomie, Fundamentaldaten oder Geopolitik gibt.
In Sachen Geopolitik sprechen auch die Gespräche zwischen Washington und Teheran über das iranische Atomprogramm derzeit wieder eher für neue bearishe Impulse. Sollten sich die beiden Parteien auf ein Atomabkommen einigen können, dürften zahlreiche Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor wegfallen und das weltweite Ölangebot könnte zusätzlich zu den Produktionssteigerungen der OPEC+ auch noch durch umfangreiche Menge aus der Islamischen Republik erhöht werden, die sich wegen der Sanktionen nicht an den Förderkürzungen der Allianz beteiligt hatte.
Auch die weiteren Entwicklungen im Ukraine-Krieg könnten zu einem Anstieg des weltweiten Ölangebots führen, sollte es tatsächlich bald zu ernst gemeinten Friedensverhandlungen kommen. Ob dies der Fall ist, wird sich am Donnerstag zeigen, wenn sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Szelensky und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin in Istanbul erstmals zu Gesprächen treffen könnten. Im Falle eines Friedensabkommens zwischen Russland und der Ukraine dürften Sanktionen gegen den russischen Energiesektor wegfallen und das Angebot des größten nicht-OPEC-Förderlands der OPEC+ dürfte zunehmen.
US-Sanktionen machen chinesischen Raffinerien das Leben schwer
9. Mai 2025
Mit seiner Strategie des maximalen Drucks auf den Iran macht Washington auch vielen kleinen, unabhängigen Raffine-rien in China das Leben schwer. Erst gestern hatten die USA neue Sanktionen verhängt und auch wieder eine private Raffinerie mit auf die Liste gesetzt (08.05.2025 USA: Weitere Sanktionen gegen Raffinerien, Tanker und Unternehmen).
Die als Teapots (Teekessel) bekannten unabhängigen Raffinerien, von denen die meisten in der Provinz Shandong im Nordwesten Chinas liegen, gehören zu den wichtigsten Abnehmern für iranisches Rohöl. Dass sie nun verstärkt ins Visier der US-Sanktionen geraten, liegt an der US-Strategie, Teheran wirtschaftlich unter Druck zu setzen. Washington will da-mit den Iran zu Zugeständnissen bei den seit kurzem wieder aufgenommenen Atomverhandlungen zwingen.
Konkret betroffen sind die Shandong Shouguang Luqing Petrochemical, die im März sanktioniert wurde, sowie die Shan-dong Shengxing Chemical, gegen die im April Maßnahmen verhängt wurden und seit gestern auch die Hebei Xinhai Che-mical. In der Folge haben sich auch größere Raffinerien zurückgezogen. Fünf Anlagen in der Provinz Shandong, hätten laut Handelsquellen seit vergangenem Monat den Bezug von iranischem Öl eingestellt aus Furcht, selbst ins Visier der USA zu geraten.
Nach dem gestrigen Kursanstieg verteidigen die Notierungen an ICE und NYMEX heute zunächst ihre Gewinne. Nach wie vor bliebt die amerikanische Handelspolitik ein entscheidendes Thema, nachdem gestern ein erster Deal mit Großbritan-nien geschlossen wurde.
Donald Trump hatte es im Vorfeld als epochales, bahnbrechendes Handelsabkommen angepriesen. Letztendlich konnte der Deal, den Trump und sein britischer Amtskollege Keir Starmer gestern verkündete, diese hohen Erwartungen dann aber doch nicht erfüllen. Großbritannien wird die Zölle auf US Importe von 5,1 Prozent auf 1,8 Prozent senken. Im Gegen-zug werden die Zölle auf britische Autos gesenkt, aber der Zoll von 10 Prozent auf die meisten anderen Waren wird auf-rechterhalten.
Dennoch bleibt die Hoffnung, dass die USA langsam von ihrer aggressiven Haltung in Zollfragen abrücken. Dies wäre auch für die ersten Verhandlungen mit China wünschenswert, die morgen in der Schweiz zwischen US Finanzminister Scott Bessent und dem chinesischen Vizepremier He Lifeng stattfinden sollen.
Trump hatte sich im Vorfeld zuversichtlich gezeigt und von „greifbarem Fortschritt“ gesprochen. Aus China kommen aller-dings weiterhin skeptische Stimmen. Peking wiederholte seine Aufforderung an Washington, die Zölle noch vor Verhand-lungsbeginn zu senken, um Entgegenkommen zu zeigen. Dies hatte der USPräsident gestern noch klar ausgeschlossen.
Die Ölpreise sind seit Jahresbeginn ziemlich unter Druck geraten, woran Donald Trumps Zollpolitik einen entscheidenden Anteil hat. So befürchtet man am Markt, dass die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft auch die Nachfrage beeinträchti-gen wird und das, während die OPEC+ ihre Fördermengen schneller anhebt als erwartet. Umso größer sind die Hoffnun-gen der Marktteilnehmer, dass die erfolgreichen Verhandlungen mit Großbritannien ein Zeichen für die Verhandlungen mit China sind.
Es könnte verfrüht sein, anzunehmen, dass das Abkommen mit dem Vereinigten Königreich den Weg für Fortschritte in komplexeren Verhandlungen mit China ebnet, warnt jedoch Charu Chanana, Anlagestrategin bei Saxo Markets. Der ent-scheidendere Faktor für den Ölmarkt bleibt das Angebot die Entscheidung der OPEC, die Produktionsausweitung zu be-schleunigen, stellt eine strategische Kehrtwende dar und verstärkt die Abwärtsrisiken für die Ölpreise.
Trump: Keine Zollsenkungen vor Handelsgesprächen
8. Mai 2025
US-Präsident Donald Trump stellte am Mittwoch klar, dass er nicht bereit sei, bestehende US-Zölle auf chinesische Produkte zu senken, um China an den Verhandlungstisch zu bringen. Zugleich betonte Trump, dass die Initiative für die Gespräche aus Peking gekommen sei – eine Darstellung, die chinesische Offizielle zuvor in Frage gestellt hatten.
Am Samstag wollen sich US-Finanzminister Scott Bessent und Handelsbeauftragter Jamieson Greer mit Chinas Vizepremier He Lifeng in der Schweiz treffen und erstmals über den eskalierenden Zollstreit verhandeln. Bessent sprach von einem Schritt zur „Deeskalation“ des Handelskonflikts. Die USA erheben derzeit Zölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Waren, China kontert mit bis zu 125 Prozent auf US-Produkte.
Auch am Donnerstag bleibt Trumps Zollpolitik das Hauptthema an den Ölbörsen und sorgt heute wieder für leicht steigenden Kurse – denn offenbar ist den USA ein „bedeutendes“ Handelsabkommen mit einem "großen und hoch angesehenen Land" geglückt. Das verkündete Donald Trump zumindest gestern über sein Online-Sprachrohr Truth Social.
Um welches Land es sich konkret handele, sagte der US-Präsident nicht, dafür wolle er am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) eine Pressekonferenz abhalten. Die New York Times spekuliert, dass es sich wohl um ein Abkommen mit Großbritannien handeln dürfte.
Die Meldung erfolgte kurz vor einem Treffen zwischen US-Finanzminister Scott Bessent und Chinas oberstem Wirtschaftsverantwortlichen He Lifeng am 10. Mai in der Schweiz. Nach wochenlangem Hin und Her kommt es erstmals zu Gesprächen zwischen den beiden Ländern, die im besten Fall zu einer Beilegung des Handelskrieges führen. USA und China sind die beiden größten Volkswirtschaften der Welt; ihre Spannungen gelten als erheblicher Risikofaktor für die globale Rohölnachfrage.
Trump hatte am Mittwoch allerdings noch klar gemacht, dass er nicht bereit sei, bestehende US-Zölle auf chinesische Produkte zu senken, um Peking an den Verhandlungstisch zu bringen. Finanzminister Bessent bezeichnete die bevorstehenden Gespräche als Einstieg in den Dialog, nicht als bereits fortgeschrittene Verhandlungen. Es dürfte also durchaus noch ein weiter Weg sein bis zu einer tatsächlichen, spürbaren Senkung der extremen Handelszölle, mit denen sich die beiden Länder überzogen haben.
Der Ölmarkt war zuletzt deshalb wieder unter Druck geraten – ausgelöst durch Sorgen über die konjunkturellen Folgen von Trumps aggressiver Zollpolitik sowie durch die jüngste Entscheidung der OPEC+ zur stärkeren Produktionsanhebung. Laut Robert Rennie von Westpac Banking Corp. dürfte die stärkste Belastung der Nachfrage durch Zölle und Handelsstreitigkeiten im dritten Quartal dieses Jahres erreicht werden. Für das zweite Halbjahr erwartet er Ölpreise im Bereich der „mittleren bis oberen 50-Dollar-Marke“.
Wenig Überraschendes brachte gestern noch der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed, die wie erwartet ihre Leitzinsen unverändert beließ. Die Notenbankerinnen und -banker um Jerome Powell ignorierten damit Donald Trumps wiederholte Forderung nach niedrigeren Zinsen und betonten, dass man mehr Klarheit darüber benötige, wie sich die Zollpolitik auf die US-Konjunktur auswirke, bevor man über eine weitere Lockerung nachdenken könne. Die Unsicherheit über den Konjunkturausblick habe weiter zugenommen, so die Einschätzung der Währungshüter. Zudem sei die Inflation noch „etwas erhöht“.
USA und China bestätigen erstes Treffen im Zollkonflikt
7. Mai 2025
Nach wochenlangem Hin und Her scheint es nun tatsächlich Pläne für erste Gespräche zwischen China und den USA zu geben, um den eskalierenden Zollstreit zwischen den beiden Ländern beizulegen. US-Finanzminister Scott Bessent und Handelsbeauftragter Jamieson Greer wollen deshalb am Wochenende in die Schweiz reisen, wo sie sich mit dem chinesischen Vizepremier He Lifeng treffen werden.
Die Reise wurde am Dienstag offiziell von beiden Regierungen bestätigt. Sie markiert den ersten direkten Austausch seit US-Präsident Donald Trump drastische Zölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Waren verhängte – eine Maßnahme, auf die Peking mit Gegenzöllen von bis zu 125 Prozent reagierte. Bessent hatte die derzeitigen Zölle zuletzt als „nicht tragfähig“ bezeichnet und sie mit einem faktischen Handelsembargo gleichgesetzt. Er wolle sich nun in erster Linie um Deeskalation bemühen, so der US-Minister.
Die Ölpreise setzten ihre Aufwärtsbewegung heute fort, nachdem sie gestern schon über drei Prozent gestiegen waren. Gestützt werden sie unter anderem von der Nachricht, dass Peking und Washington nun tatsächlich erste Gespräche aufnehmen wollen, um den eskalierenden Zollkrieg zu beenden. Die Marktteilnehmer fassen damit neue Hoffnung, dass sich der befürchtete konjunkturelle Abschwung in Folge von Donald Trumps neuer Zollpolitik doch noch abwenden lässt.
Erst am Montag waren Brent und WTI in die Nähe ihrer Mehrjahrestiefs vom 9. April abgerutscht, nachdem die OPEC+ beschlossen hatte, ihre Fördermengen schneller zu erhöhen als ursprünglich geplant. Diese Entscheidung hatte die Befürchtungen über eine Angebotsschwemme verschärft– zu einem Zeitpunkt, an dem die neuen US-Zölle ohnehin Sorgen über eine nachlassende Nachfrage geschürt hatten.
Allerdings haben die zuletzt eher niedrigen Preisniveaus auch dazu geführt, dass die äußerst preissensible US-Schieferölindustrie ihre Wachstumsprognosen zurückfahren musste (06.05.2025 Diamondback-Chef: US-Schieferölproduktion hat Höhepunkt erreicht). Diese Ankündigungen deuteten auf eine mögliche Schwächung der Produktion in den kommenden Monaten hin, erklärt Daniel Hynes von der ANZ Bank: „Wir haben bereits im vergangenen Monat gewarnt, dass sinkende Preise und rückläufige Bohraktivität das Risiko eines Rückgangs der US-Ölförderung erhöhen.“
Tatsächlich hat die EIA in ihrem gestern veröffentlichten Monatsbericht die Prognosen zur US- Rohölproduktion im laufenden und um kommenden Jahr leicht nach unten korrigiert. Die Aussagekraft des Zahlenwerks bleibt allerdings begrenzt, da die Daten noch nicht die jüngste Produktionsausweitung der OPEC+ vom Wochenende mit berücksichtigen.
Unterdessen meldete das API gestern Abend gesunkene Bestände sowohl bei den Rohölvorräten, als auch im Zentrallager der USA in Cushing (Oklahoma) und gab damit einen weiteren bullishen Impuls an den Markt. Allerdings warten die Marktteilnehmer wie üblich auf die wichtigeren DOE-Bestandsdaten heute Nachmittag. Sollten sie die starken Abbauten bestätigen, könnte das den Notierungen an ICE und NYMEX weiteren Auftrieb geben.
Heute Abend wird dann noch die US-Zinspolitik in den Fokus rücken, wenn der amerikanische Notenbankvorsitzende Jerome Powell den jüngsten Zinsentscheid der Federal Reserve verkündet. Auch, wenn aller Wahrscheinlichkeit nach die Zinsen unverändert bleiben, hoffen und erwarten die Anleger doch, dass sich der oberste Währungshüter zu der mittel- bis langfristigen Vorgehensweise der Fed äußern wird. Zuletzt hatten die Mitglieder immer wieder betont, dass es noch zu früh sei, um die tatsächlichen Auswirkungen der Trumpschen Zollpolitik zu bewerten.
US-Schieferölproduktion hat Höhepunkt erreicht
6. Mai 2025
Die Ölproduktion in den wichtigsten Schieferölgebieten der USA dürfte ihren Höhepunkt erreicht haben und in den kommenden Monaten wohl sinken. Davon geht man zumindest bei Diamondback Energy Inc. aus - dem größten unabhängigen Produzenten im Permian Basin. Letzteres ist das ertragreichste Schieferölgebiet der USA. Es liefert im monatlichen Durchschnitt mehr Öl als der Irak, das nach Produktionsmenge zweitgrößte OPEC-Mitglied.
In einer Mitteilung an seine Investoren gab das Unternehmen an, dass es davon ausgehe, dass die Ölbohranlagen auf dem US-Festland bis Ende des zweiten Quartals um fast 10 Prozent sinken werden und danach noch weiter abnehmen dürften. "Dies wird erhebliche Auswirkungen auf unsere Branche und unser Land haben", meint der Vorstandsvorsitzende von Diamondback, Travis Stice. "Wir glauben, dass wir an einem Wendepunkt für die US-Ölproduktion stehen", schlussfolgert man laut Stice bei Diamondback. Nach Meinung des Noch-Chefs des Unternehmens, der in diesem Monat von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender zurücktreten will, überwögen die geologischen Hürden mittlerweile den Rückenwind, den die Schieferölproduktion durch Verbesserungen in der Technologie und der betrieblichen Effizienz bislang erhalten habe.
Die jüngste Ankündigung einer weiteren umfangreichen Lockerung der freiwilligen Zusatzkürzungen von acht OPEC+-Ländern für Juni hatte Brent und WTI gestern die niedrigsten Settlementniveaus seit Februar 2021 beschert. Dabei konnten sich die beiden Rohölkontrakte von dem Preisrutsch, den sie noch am frühen Montagmorgen verzeichnet hatten, im gestrigen Tagesverlauf sogar wieder leicht erholen. Heute Morgen setzt sich die Erholung erst einmal fort.
Dies liegt einigen Analysten zufolge auch daran, dass die chinesischen Trader heute wieder mit in den Handel eingestiegen sind, nachdem in der Volksrepublik die Ferien anlässlich des Tags der Arbeit nun vorbei sind. "(...) China hat heute wieder geöffnet, und da es der größte Importeur ist, dürften sich die Käufer wahrscheinlich hineingestürzt haben, um sich Öl auf dem derzeitigen niedrigen Niveau zu sichern“, meint die Analystin Priyanka Sachdeva von Phillip Nova. Auch Warren Patterson von der ING Groep hält die Rückkehr der chinesischen Marktteilnehmer für einen möglichen stützenden Faktor und verweist zudem auf "erneute Hoffnungen auf Handelsgespräche". Nichtsdestotrotz besteht laut Patterson "aufgrund der anhaltenden Nachfrageunsicherheit und einer Änderung der OPEC+-Politik" weiterhin eher ein Abwärtsrisiko für die Ölpreise.
Der heute Morgen veröffentlichte Caixin Einkaufsmanagerindex aus dem chinesischen Dienstleistungssektor, der für April zwar weiterhin Wachstum signalisierte, allerdings deutlich niedriger ausfiel als erwartet, wird die Sorgen über die Ölnachfrage der Volksrepublik nicht gerade beschwichtigen. Dagegen konnte der Einkaufsmanagerindex aus dem US-Dienstleistungssektor, der bereits am Montagnachmittag erschien, mit einem höher als erwarteten Wert für April überzeugen.
Wenngleich zahlreiche Banken nach der jüngsten OPEC+-Ansage ihre Preisprognosen noch einmal gesenkt haben, so gehen Analysten Yeap Jun Rong von IG davon aus, dass der Preisrutsch von gestern Morgen wohl etwas überzogen war. "Die heutige leichte Erholung der Ölpreise scheint eher technischer als fundamentaler Natur zu sein", so Yeap Jun Rong, der wie Warren Patterson von der ING Groep auf die Abwärtsrisiken für die Ölpreise hinweist.
Am Markt wartet man heute erst einmal auf den neuesten Monatsbericht der EIA. Allerdings dürften die Statistiker des US-Energieministeriums darin die jüngste Ankündigung zur OPEC+-Produktion noch nicht miteinkalkuliert haben, sodass sich der Einfluss des Berichts auf die Ölfutures in Grenzen halten könnte. Die Mai-Monatsberichte von OPEC und IEA stehen erst nächste Woche auf der Agenda.
Zölle auf China-Importe werden "irgendwann" wieder gesenkt
5. Mai 2025
Nach Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump wurde der Handel zwischen den USA und China durch die hohen gegenseitigen Straf- und Vergeltungszölle mittlerweile nahezu vollständig zum Erliegen gebracht. Daher könne er sich vorstellen, die Zölle auf chinesische Importe wieder zu senken. "Irgendwann werde ich sie senken, denn sonst könnte man keine Geschäfte mit ihnen [China, Anm. d. Red.] machen, und sie wollen unbedingt Geschäfte machen", so Trump in einem Interview, das der US-Fernsehsender NBC am Sonntag ausstrahlte.
Für Chinas Exporte in die USA gelten mittlerweile Zölle im Umfang von 145 Prozent, während die Volksrepublik ihrerseits Einfuhren aus den USA mit Zöllen in Höhe von 125 Prozent belegt hat. Erst am Freitag hatte das chinesische Handelsministerium mitgeteilt, man wolle die Möglichkeit von Handelsgesprächen mit den Vereinigten Staaten "prüfen", nachdem man aus den USA mehrere Mitteilungen erhalten habe, in denen Vertreterinnen bzw. Vertreter der US-Regierung um Verhandlungen gebeten hätten.
Nachdem die acht Länder der OPEC+- Allianz, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 auf freiwilliger Basis noch stärker drosseln als eigentlich vorgegeben, am Samstag für Juni eine weitere umfangreiche Produktionssteigerung ankündigten, startete der Nordsee-Rohölkontrakt Brent heute Morgen bereits unter dem psychologisch wichtigen Preisniveau von 60 Dollar pro Barrel in den Handel und auch WTI notierte deutlich günstiger. Das sich abzeichnende Tauwetter im Handelskrieg zwischen den USA und China konnte dies nicht verhindern.
Dies dürfte unter anderem daran liegen, dass noch alles andere als absehbar ist, wie lange es noch dauern wird, bis sich die beiden größten Ölkonsumenten der Welt auf ein Handelsabkommen und damit auf eine Aufhebung oder zumindest beträchtliche Senkung der gegenseitigen Importzölle einigen können. Hinzu kommt, dass die Frage bleibt, wie stark sich die chinesische Ölnachfrage überhaupt erholen kann, wenn die Zölle aufgehoben oder reduziert werden. Schließlich hatte die Ölnachfrage aus dem Reich der Mitte den Marktteilnehmern schon lange vor dem Amtsantritt Trumps Sorgenfalten auf die Stirn gezeichnet.
Davon abgesehen bleibt auch abzuwarten, wie hoch die zusätzlichen Angebotsmengen tatsächlich ausfallen, die die OPEC+ im Mai und Juni auf den Markt zurückbringen wird. Theoretisch sollen die freiwilligen Zusatzkürzungen, zu denen sich acht Förderländer der Allianz im vergangenen Jahr bereit erklärt hatten, im Juni um weitere 411.000 B/T zurückgefahren werden (05.05.2025 OPEC lässt Notierungen einbrechen - Produktionssteigerung zum Juni). Allerdings müssen einige OPEC+-Produzenten auch noch Kompensationskürzungen dafür leisten, dass sie die eigentlichen Vorgaben mal kürzer-, mal längerfristig überschritten haben.
Der Produktionsanstieg der OPEC+ "kann einfach nicht aufgefangen werden", meint Analyst Ajay Parmar von ICIS. "Das Nachfragewachstum ist schwach, insbesondere angesichts der jüngsten Einführung von Zöllen", fügt Parmar hinzu. Die Ankündigung einer weiteren deutlichen Erhöhung der OPEC+-Fördermengen im Juni hat auch bereits dazu geführt, dass einige Analysten ihre Preisprognosen nach unten korrigiert haben.
Neben den Ökonomen der Barclays Bank haben beispielsweise auch die Analysten von Morgan Stanley ihre Erwartungen für Brent gesenkt. Die Nordseerohölsorte dürfte demzufolge im dritten und vierten Quartal 2025 nun im Durchschnitt nur noch 62,50 Dollar pro Barrel kosten, 5 Dollar weniger, als Morgan Stanley noch vor der jüngsten Videokonferenz der acht OPEC+-"Zusatzkürzer" am Samstag prognostiziert hatte.
2. Mai 2025
Trump droht mit Sekundärsanktionen gegen Iran
2. Mai 2025
US Präsident Donald Trump drohte dem Iran am gestrigen Donnerstag erneut mit Sekundärsanktionen, nachdem Gesprä-che mit Teheran über das iranische Atomprogramm verschoben worden waren. Die Gespräche hätten eigentlich am morgigen Samstag stattfinden sollen. Der Außenminister Omans hatte allerdings über die Kurznachrichtendienst X mitge-teilt, dass sie aus logistischen Gründen vertagt würden. Der neue Termin werde angekündigt, sobald sich beide Seiten auf einen solchen geeinigt hätten. Der Oman vermittelt bei den Atomgesprächen zwischen Washington und Teheran.
Auf seiner eigenen Social Media Plattform reagierte Trump auf die Verschiebung mit den Worten: Alle Käufe von irani-schem Öl oder petrochemischen Produkten müssen aufhören, JETZT! Darüber hinaus, gab er an, dass jedes Land oder jede Person, die derlei Produkte aus dem Iran kaufe, nicht in der Lage sein werde, mit den Vereinigten Staaten in irgend-einer Form Geschäfte zu machen. Wenngleich aus Trumps Kommentar noch nicht hervorging, wie die US-Regierung die Sekundärsanktionen sollten sie tatsächlich kommen umsetzen würde, so dürften sie die Handelsbeziehungen zu China auf jeden Fall nicht verbessern. Denn im Reich der Mitte ist iranisches Öl immer noch sehr beliebt.
Kurz vor dem Wochenende macht sich noch einmal Hoffnung breit, dass es zwischen Washington und Peking möglicher-weise doch bald zu Handelsgesprächen kommen könnte, im Zuge derer die hohen Straf und Vergeltungszölle, die beide Seiten in den vergangenen Wochen angekündigt und eingeführt hatten, wieder sinken. Die Konjunktur sowie die Ölnach-frage würden davon profitieren und so zogen die Kontrakte an den Ölbörsen heute Morgen erst einmal an.
Davon abgesehen gibt auch die Drohung des US Präsidenten, dass Washington Sekundärsanktionen gegen den iranischen Ölsektor einführen könnte, den Ölfutures Auftrieb. Die zunächst für den 3. Mai anberaumte dritte Runde (indirekter) Ge-spräche zwischen den Washington und Teheran über das iranische Atomprogramm wurden erst einmal vertagt, wobei ein Ersatztermin noch nicht feststeht. Auch konkrete Details zur möglichen Umsetzung solcher Sekundärsanktionen gibt es bislang noch nicht. Einigen Experten zufolge müsste Washington Sekundärsanktionen auf Institutionen wie beispiels-weise chinesische Banken einführen, um die iranischen Ölexporte maßgeblich zu beeinträchtigen, da derlei Institutionen den Handel mit dem Öl aus der Islamischen Republik ermöglichen und vereinfachen.
Was die Angebotsseite anbelangt, steht außerdem die für Montag anberaumte Videokonferenz der OPEC+-Länder, die ihre Produktion seit Anfang 2024 freiwillig noch zusätzlich gedrosselt haben, im Fokus der Marktteilnehmer. Saudi-Arabien, das bislang den Löwenanteil der grundlegenden Produktionskürzungen sowie auch der freiwilligen Zusatzkürzun-gen gestemmt hatte, soll seinen Partnern zuletzt signalisiert haben, dass es die Preise künftig nicht (auf Kosten der eige-nen Marktanteile) länger durch die Drosselung seiner Fördermengen stützen wolle.