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OPEC+: Zusätzliche Kürzungen scheinen möglich

30. November 2023

Im Vorfeld der heutigen OPEC+ Sitzung bleiben die Ölpreise zunächst gestützt, auch wenn das Ergebnis des Mee-tings nach wie vor offen ist. Die Gerüchteküche brodelt weiter, nachdem es gestern aus Insiderkreisen hieß, man diskutiere über eine Vertiefung der bestehenden Förderkürzungen.

Darauf dürfte OPEC+ Schwergewicht Saudi-Arabien gedrängt haben, dass seit dem Sommer mit Zusatzkürzungen in Höhe von 1 Mio. B/T den Löwenanteil der bestehenden Förderkürzungen trägt. Das Königreich sah sich aller-dings mit dem Widerstand von Ländern wie Angola und Nigeria konfrontiert, die sich vehement gegen die ihnen auferlegte Quotenkürzung gewehrt hatten. Bisher hatte es in diesem Zwist nicht nach einer Einigung ausgese-hen.

Doch offenbar gibt es „eine zunehmende Erwartungshaltung, dass sie (die OPEC+) stärkere Angebotskürzungen vornehmen könnten“, stellt Warren Patterson von der ING fest und fährt fort: „Diese wachsende Erwartung birgt ein Abwärtsrisiko für den Ölmarkt, sollte die OPEC+ im weiteren Tagesverlauf enttäuschen“.

Auch bei der Citigroup macht man sich Gedanken über das Endergebnis der heutigen Sitzung. Am wahrschein-lichsten sei aus Sicht der Analysten, dass Saudi-Arabien seine Kürzung von 1 Mio. B/T für das erste Quartal 2024 beibehält und der Rest der OPEC+-Mitglieder sich im Großen und Ganzen an ihre bestehenden Quoten für das nächste Jahr hält. Die Wahrscheinlichkeit für eine stärkere Kürzung sehen die Citigroup-Experten bei etwa 20 Prozent und prognostizieren in diesem Fall einen Preissprung von bis zu 5 Dollar pro Barrel.

Mit dem Fokus auf die OPEC+ ignorieren die Marktteilnehmer aktuell so ziemlich alle anderen fundamentalen Faktoren am Markt, wie unter anderem Yeap Jun Rong von der IG feststellt. „Der Countdown für das bevorste-hende OPEC+-Treffen läuft und ist der zentrale Fokus für die Ölpreise, während die Marktteilnehmer alle bea-rishen Nachrichten, die sich ihnen in den Weg stellen, erst einmal ignorieren“. Der Analyst weist auf die gestri-gen DOE-Daten und auf die enttäuschenden Konjunkturdaten aus China hin, stellt aber auch fest, dass beide Meldungen „keine nachhaltige Preisdelle“ verursacht haben.

Eine offizielle Umfrage unter chinesischen Unternehmen ergab am Donnerstag, dass das verarbeitende Gewer-be in China im November den zweiten Monat in Folge geschrumpft ist. Was unter anderen Umständen vermut-lich für Verkaufsdruck gesorgt hätte, da eine schwache Wirtschaft im größten Ölimporteur der Welt die Sorgen um die weltweite Nachfrageentwicklung befeuern dürfte, wurde von den Marktteilnehmern heute höchstens mit einem Schulterzucken quittiert.

Ähnlich desinteressiert reagierten die Anleger auf die gestrigen DOE-Daten, die einen unerwartet starken Nach-fragerückgang aufgezeigt hatten. Auch dieser sorgte an den Ölbörsen nur kurz für eine Abwärtsreaktion. „Der Markt ignorierte den relativ pessimistischen Lagerbestandsbericht des DOE“, kommentieren die Experten bei der ING und weisen ebenfalls darauf hin, dass alle Augen auf die OPEC+ gerichtet sind.

Erste Ergebnisse des Meetings dürften frühestens heute Nachmittag zu erwarten sein, falls es der Gruppe über-haupt gelingt, heute schon eine Einigung zu erzielen. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich eine OPEC+ Ver-sammlung über mehrere Tage hinzieht. Da heute allerdings auch die 28. UN-Klimakonferenz in Abu Dhabi eröff-net wird, bei der zahlreiche OPEC+ Mitglieder vertreten sein werden, dürfte es im Sinne des Förderbündnisses sein, eine schnelle Einigung anzustreben.

Von fundamentaler Seite bleibt die Einschätzung heute zunächst neutral, da sich bei genauer Betrachtung bullis-he und bearishe Faktoren nach wie vor die Waage halten. Erst die tatsächliche Entscheidung der OPEC+ könnte an diesem Gleichgewicht etwas ändern, je nachdem, ob die Förderkürzungen tatsächlich verschärft werden oder ob alles beim Alten bleibt.

API mit Abbauten bei Rohöl und Benzin

29. November 2023

Die OPEC+ und ihre bevorstehende Vollversammlung bleiben in aller Munde, nachdem gestern Gerüchte über eine weitere Verschiebung die Runde machten. Offenbar konnte bisher immer noch keine Einigung mit einigen afrikanischen Produzentenländern gefunden werden, die sich gegen ihre niedrigen Förderquoten wehren.

„Alle Augen sind auf die OPEC+ und die Nachfrageaussichten zum Ende des Jahres gerichtet“, meint Hiroyuki Kikukawa von Nissan Securities. „Es ist davon auszugehen, dass WTI noch eine Weile um die 76 Dollar bei 76 Dollar schwanken wird, mit einer Spanne von jeweils 5 Dollar nach oben und unten, es sei denn, die OPEC+ wei-tet ihre Produktionskürzungen deutlich aus“, so der Analyst.

Eigentlich hätte das OPEC+ Meeting schon am vergangenen Wochenende stattfinden sollen, wurde jedoch we-gen der Unstimmigkeiten unter den 23 Mitgliedern auf den morgigen Donnerstag verlegt. Aus dem Umfeld der OPEC+ hieß es zuletzt, dass eine weitere Verschiebung möglich sei und dass die Fortsetzung des bestehenden Abkommens wahrscheinlicher sei als eine Vertiefung der Kürzungen, auf die Saudi-Arabien wahrscheinlich spe-kuliert hatte.

Warren Patterson und Ewa Manthey von der ING warnen: „Sollte es der OPEC+ nicht gelingen, eine vorläufige Einigung zu erzielen, können wir das Risiko nicht ausschließen, dass sich das Treffen weiter verzögert, was wahr-scheinlich einen gewissen Abwärtsdruck auf die Ölpreise ausüben würde“. Bei der niederländischen Großbank ist man überzeugt, dass die „Aussichten für den Ölmarkt im Jahr 2024 weitgehend von der Politik der OPEC+ abhän-gen“ werden.

An stützenden Faktoren mangelt es den Ölbörsen in dieser Woche allerdings auch nicht. So bleiben die kasachi-schen Ölexporte wegen eines schweren Sturms in der Schwarzmeerregion unterbrochen. Bis zu 2 Mio. B/T sind aktuell offline, wie aus offiziellen Angaben Kasachstans hervorgeht. Das kasachische Energieministerium teilte mit, dass die größten Ölfelder des Landes ihre tägliche Ölproduktion seit dem 27. November um insgesamt 56 Prozent reduziert hätten.

Zusätzlich wirkt der schwache Dollar bullish an den Ölbörsen und war auch gestern zu großen Teilen verantwort-lich für den Preisanstieg an ICE und NYMEX. Der Greenback ist inzwischen auf den tiefsten Stand seit August gefallen, nachdem sich die Anzeichen auf ein Ende des Zinsstraffungszyklus der Fed mehren. An den Devisen-märkten werden inzwischen sogar schon wieder erste Zinssenkungen für das Frühjahr 2024 eingepreist. Der Dollar gibt damit nach und beflügelt im Gegenzug die Ölpreise, da ein günstiger Dollar die Futures für Investoren attraktiver macht.

Während die Marktteilnehmer nach dem gestrigen eher bullishen API-Bestandsbericht nun heute noch auf das offizielle Zahlenwerk des DOE warten, halten sich aus fundamentaler Sicht die bullishen und bearishen Faktoren die Waage. Aufgrund der erhöhten Unsicherheit im Rahmen des OPEC+ Meetings muss aber auch heute mit erhöhter Volatilität gerechnet werden.

OPEC+-Delegierter: Weitere gemeinschaftliche
Kürzungen eine "Option"

28. November 2023

Kurz vor der nächsten Sitzung der OPEC und ihrer Partner sind die Preise der beiden Rohölsorten Brent und WTI wieder unter die psychologisch wichtigen Niveaus von 80 Dollar bzw. 75 Dollar pro Barrel gesunken. Am Markt ist man nun umso gespannter darauf, ob sich die Allianz am Donnerstag darauf einigen wird, den Markt mit einer gemeinschaftlichen Maßnahme zu stabilisieren oder ob Saudi-Arabien dies auch weiterhin mit freiwilligen Zu-satzkürzungen quasi im Alleingang übernehmen will.

Nach Ansicht der Eurasia Group bzw. deren Chefanalysten Raad Alkadiri wird der OPEC+ möglicherweise "(A)ngesichts der sich abschwächenden Fundamentaldaten und der schlechten Marktstimmung" nichts anderes übrig bleiben, als zumindest formal eine weitere Reduktion der Fördermengen anzukündigen. Jede Entschei-dung, bei der die Produktion nicht mindestens um 1 Mio. B/T gekürzt werde, könnte die Ölpreise in den Bereich knapp oberhalb von 70 Dollar sinken lassen, so die Analysten.

Laut Analyst Vishnu Varathan von der Mizuho Bank dürfte es Saudi-Arabien einige Mühe kosten, die übrigen Produzenten der OPEC+ von weiteren Kürzungen zu überzeugen. Die Bären unter den Öltradern "sollten die Entschlossenheit der Saudis [allerdings] nicht unterschätzen", so Varathan weiter. Sein Kollege Robert Yawger geht derweil davon aus, dass Saudi-Arabien seine freiwilligen Zusatzkürzungen von 1 Mio. B/T "höchstwahr-scheinlich" verlängern wird.

Bis die Entscheidung der OPEC+ fällt stehen jedoch erst einmal noch die nächsten US-Ölbestandsberichte von API und DOE ins Haus. Während der Bericht des API, der heute um 22:30 Uhr fällig ist (Mittwochfrüh auf unseren Seiten verfügbar) wie üblich nur die reinen Bestandsveränderungen enthalten wird, wird der offizielle Bericht des US-Energieministeriums am Mittwochnachmittag bei den Marktteilnehmern vor allem im Hinblick auf die Nachfragedaten von Interesse sein.

Schließlich fiel mit Thanksgiving einer der wichtigsten US-Feiertage in die aktuelle Berichtswoche. Da viele US-Bürger das verlängerte Wochenende für gewöhnlich nutzen um zu ihrer Familie zu fahren, rechnet man mit ei-nem Anstieg der Nachfrage. Umso enttäuschender bzw. bearisher wäre es, würde der Bericht des DOE im Ver-gleich zur Vorwoche eine Stagnation oder gar einen Rückgang der Nachfrage zur Vorwoche

Unterdessen zeigt der geringe Einfluss von Meldungen wie der über die vorübergehend unterbrochenen Verla-dungen am russischen Exportterminal Noworossijsk, dass die Marktteilnehmer die aktuelle Versorgungslage als deutlich entspannter betrachten als noch vor einigen Wochen. Immerhin ist noch nicht klar, wie lange die wet-terbedingte Unterbrechung dauern wird und die Rohölmengen, die üblicherweise täglich aus Kasachstan über das Terminal exportiert werden, sind nicht unwesentlich.

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